Velbert. Bei der Velberter Metallfirma Mühlhause gibt es Unruhe in der Belegschaft. Mit Unterstützung der IG Metall fordern Beschäftigte die Tarifbindung. Die Geschäftsführung hat inzwischen reagiert, stimmt den Forderungen nicht zu, plädiert hingegen für eine Lösung, welche „die Ansprüche der Mitarbeiter und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens gleichsam berücksichtigen“.
In einer „aktiven Mittagspause“ hatten Beschäftigte einen Haustarifvertrag gefordert und dem Unternehmen teils Vorwürfe gemacht: Soll solle es Beschäftigte geben, die seit 16 Jahren keine Lohnerhöhung erhalten hätten, wie der Betriebsratsvorsitzende Ümüt Ersin beklagt. Man habe sich daher an die IG Metall gewandt.
Den konkreten Vorwurf einer ausgebliebenen Lohnerhöhung seit 16 Jahren hält man in der Mühlhause-Geschäftsführung für „haltlos“. Der Vorwurf der Gewerkschaft variiere in der Anzahl der genannten Jahre. „Alle Mitarbeiter – auch die, die im Jahre 2011/2012 aus der insolventen Knipprath GmbH & Co KG übernommenen Mitarbeiter – haben Angebote erhalten, sich in die Vergütungs- und Arbeitszeitstruktur der Mühlhause GmbH zu integrieren“, schreibt das Unternehmen. Einige wenige Mitarbeiter hätten diese Angebote nicht annehmen wollen – „wir gehen davon aus, dass diese Fälle hier argumentativ vorgeschoben werden“, so das Statement von Dirk Mühlhause und Frank vom Endt. Andere Fälle gebe es nicht.
In der Geschäftsführung hält man fest, dass etwa 30 Mitarbeitende von rund 145 Mitarbeitenden an der Aktion „Aktive Mittagspause“ beteiligt waren. Die Argumentation der IG Metall sei einseitig.
Laut Mühlhause-Geschäftsführung hätte alle Mitarbeitenden eine „unwiderrufliche Zusage“ erhalten, dass bis Ende 2024 insgesamt 3.000 als Inflationsausgleichsprämie gezahlt würden. Die Höhe der Tranche richte sich dabei nach der „finanziellen Leistungsfähigkeit des Unternehmens und der individuell betrachteten Notwendigkeit aus Sicht des jeweiligen Mitarbeiters“.
„Mit den Mitarbeitern werden ansonsten kontinuierlich Feedbackgespräche geführt, in denen selbstverständlich auch die jeweilige Entgeltsituation besprochen und – in der Regel – auch angepasst, also verbessert wird. Es ist uns wichtig, dass die Leistungsfähigkeit und –bereitschaft, also die Kompetenz des Mitarbeiters, dabei angemessen berücksichtigt wird, ebenso wie gemeinsame Entwicklungsziele.“, hieß es in der Stellungnahme. Auf rund 500.000 Euro beziffert die Geschäftsführung das Gesamtvolumen der Zahlungen, davon sei rund ein Drittel bereits ausgezahlt worden. „Zusätzlich wurden die unteren Entgeltgruppen im September 2023 um knapp elf Prozent angehoben“, hieß es weiter.
Die IG Metall forderte, für dieses und nächstes Jahr eine Inflationsausgleichsprämie von jeweils 1.500 Euro und eine Erhöhung der Entgelte für 2023 um 5,2 Prozent und 2024 um weitere 3,3 Prozent. Außerdem sollen die Einkommen schrittweise an das Tarifgefüge der Metall- und Elektroindustrie angeglichen werden. „Nach zähen Verhandlungen hat der Arbeitgeber ein Gegenangebot unterbreitet, dass die IG Metall als unzureichend abgelehnt hat“, erklärte Hakan Civelek, Geschäftsführer der Velberter Industriegewerkschaft.
Bei Mühlhause sieht die Geschäftsführung die Lösung in Vereinbarungen, die „die Ansprüche der Mitarbeiter und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens gleichsam berücksichtigen“. Der „fast schon planwirtschaftlich orientierte Vorschlag“ der IG Metall könne in „einer unabwägbaren wirtschaftlichen Situation zu einer existentiellen Gefährdung des Unternehmens“ führen. Dem Vorschlag wolle man daher nicht zustimmen.
Das von der IG Metall als „unzureichend und nicht anständig“ bezeichnete Angebot, sei nach Meinung der Mühlhause-Chefs „fair“. Zudem berücksichtige man gleichrangig alle Interessen an langfristig sicheren Arbeitsplätzen und der Perspektive zur Sicherung des Standortes in Velbert.
Man wolle der Belegschaft „auch ohne Tarifbindung ein attraktives Angebot“ machen – und einen „sicheren Arbeitsplatz. Trotz der schwierigen konjunkturellen Lage.“
„Wir wünschen uns das, was uns in der Vergangenheit stark gemacht hat und die Basis für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung war: einen vertrauensvollen Umgang miteinander – ideologiefrei“, schreiben Dirk Mühlhause und Frank vom Endt.