Das heutige Helios-Klinikum Niederberg in Velbert. Fotoarchiv: Mathias Kehren
Das heutige Helios-Klinikum Niederberg in Velbert. Fotoarchiv: Mathias Kehren

Velbert. Am 5. Juli ist der bekannte Velberter Arzt und Pionier der Anästhesie Arnim Leuschner im Alter von 90 Jahren verstorben. Vier Mediziner würdigen das Schaffen Leuschners. 


Arnim Leuschner verstarb im Alter von 90 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Im Laufe seiner Karriere war der Mediziner auch am Velberter Klinikum tätig. Er habe sich als Chefarzt der Anästhesiologie unter anderem um den medizinischen Fortschritt im Raum Niederberg verdient gemacht, würdigen Gero Frings, Berthold Blank, Peter Scharmann und Johann Campean – allesamt „Schüler“ Arnim Leuschners – das Schaffen des in der Region bekannten Arztes.

Arnim Leuschner, 1934 geboren in Berlin, lebte bis 1953 in Görlitz und flüchtete nach seinem Abitur aus dem Osten nach Köln. Dort studierte er Medizin und schloss seine Promotion ab.  Während seiner Tätigkeit als Medizinal-Assistent im Krankenhaus Dortmund-Hörde entwickelte Leuschner ein Interesse an pulmologischen Fragestellungen, arbeitete einige Zeit in der medizinischen Abteilung des Silikoseforschungsinstitutes der Bergbaugenossenschaft und kam in diesem Zusammenhang mit praktisch-klinischen Aspekten der interdisziplinären Versorgung operativer Patienten mit Lungenerkrankungen in Berührung, mit einem damals völlig neuen Fach der Medizin, der Anästhesiologie. Er folgte diesem Interesse und nahm seine Ausbildung zum Anästhesiologen an der Universitätsklinik Essen, am neu gegründeten Lehrstuhl für Anästhesiologie unter Professor Stöcker, auf.

Nach Erlangen der Facharzt-Reife wurde Arnim Leuschner rasch Oberarzt, um dann als Chefarzt für Anästhesie an das Krankenhaus Velbert berufen zu werden. „An dieser Stelle leistete Arnim Leuschner nun auf vielfache Art und Weise Pionier-Arbeit für das Fach und die gesamte Region, da plötzlich Vieles für die operativen Disziplinen möglich wurde und durch die anästhesiologische Kunst Überleben herstellen konnte, wo in vorherigen Zeiten oftmals keine Prognose möglich schien“, schreiben seine vier ehemaligen Schüler in eine Nachruf.

Leuschner habe in einer „vortechnologischen Zeit“ zum Teil Übermenschliches auf seinem Fach- und Interessengebiet geleitet – und er habe, ausgestattet mit Telefon und Funkgeräten, tagtäglich für die Bevölkerung der Stadt Velbert zur Verfügung gestanden.

„Mit hoher wissenschaftlicher Expertise, großer ärztlicher Erfahrung, menschlich stets empathischer Zuwendung für die Patienten und ausgeprägten Management-Qualitäten entwickelte Arnim Leuschner über Jahrzehnte im Gleichschritt mit der gesamten Entwicklung seines Faches eine moderne, sehr gut aufgestellte und akademisch hoch qualitative Klinik für Anästhesie, die er mit dem Umzug in das „neue“ Klinikum Niederberg nahtlos auf allerhöchstem Niveau mit einer modernen Intensivmedizin ergänzte“, so die vier Mediziner.

Früh erkannte Arnim Leuschner die Wichtigkeit, eine spezielle Fachpflege für Anästhesie und Intensivmedizin vorzuhalten und etablierte so in Kooperation mit den Antonius-Kliniken in Wuppertal einen Weiterbildungs-Verbund, der zu dieser Zeit eine der ersten Ausbildungsstätten dieser Art in Deutschland war. Auch das zu Beginn der Achtziger neue Fach der Notfall-Medizin konnte er sehr früh erfolgreich in das Portfolio des Krankenhauses interdisziplinär einbinden. Noch vor Beginn der PC-Ära erkannte Leuschner das Potential der Computer-Technologie.

„Mit seiner leicht heiseren Stimme und dem lustig-melancholischen Blick über seine OP-Maske hinweg in so vielen Nächten im OP und auf der Intensivstation hat er uns nachhaltig begleitet, uns viel gelehrt, vor allem auch, was Vertrauen bedeutet, und in jeden von uns ein Pflänzchen gesetzt, was sich auf verschiedene Art und Weise in jedem zu Wurzeln in unserem Fach mit den vier Säulen entwickelt hat“, so Gero Frings, Berthold Blank, Peter Scharmann und Johann Campean. „Dafür sind wir Arnim Leuschner tief dankbar. Velbert und die Region Niederberg kann sich verneigen vor einem großen Arzt und Pionier der besten Patienten-Versorgung über Generationen. Wir verabschieden uns von einem klugen Lehrer unseres Fachgebietes und von einem nahbaren Arzt und Menschen, dem unzählige Patienten ihre Gesundheit und nicht selten ihr Leben zu verdanken haben“.