Die fünfstellige Postleitzahl ist heute normal, vor 30 Jahren war das Postsystem allerdings noch ein anderes. Foto: Volkmann
Die fünfstellige Postleitzahl ist heute normal, vor 30 Jahren war das Postsystem allerdings noch ein anderes. Foto: Volkmann

Kreis Mettmann. Seit 30 Jahren gibt es die fünfstelligen Postleitzahlen bereits. Mit der Einführung wurden die Leitregionen systematisiert – 1993 begleitete eine groß angelegte Werbekampagne den Start. 

5604 stand damals für Neviges, 5620 für Velbert, 5603 gehörte Wülfrath und die 5628 prägte Heiligenhaus. Zum Bereich Wuppertal gehörten die Städte damals noch – ganz anders als etwa Mettmann mit der 4020 oder Ratingen mit der 4030 – dort stand die Vier bereits als erste Ziffer des Leitsystems voran. Heute ist mit dem neuen System alles einheitlicher, in den Städten im Kreis Mettmann ist die Vier die dominierende Zahl im fünfstelligen System. Nicht ohne Grund: die erste Ziffer bezeichnet die Zone, die zweite die Region – meist läuft das gegen den Uhrzeigersinn vom Zentralort aus, beginnend im Süden.

Zum Landkreis Mettmann gehören heute 20 Postleitzahlen, einige der zehn Städte haben nämlich mehr als eine: Ratingen, Hilden und Velbert.

Am 1. Juli vor 30 Jahren sind die fünfstelligen Postleitzahlen in Kraft getreten. Mit einer Werbe- und Informationskampagne hatte die Deutsche Post in den Monaten vor dem Start über den Wechsel von der vier- zur fünfstelligen Postleitzahl informiert. So mancher wird sich noch erinnern: Die Comicfigur Rolf verkündete mit der Stimme des Schauspielers Rolf Zacher: „Fünf ist Trümpf!“. Rudi Carrell rührte die Werbetrommel für die neue Postleitzahl mit seiner Show „Die Post geht ab”.

Und bekannte deutsche Regisseure wie Loriot, Doris Dörrie oder Helmut Dietl behandelten das Thema in Fernsehspots.

„Dass die Umstellung zum 1. Juli 1993 dann so reibungslos verlief, war aber vor allem das Resultat einer generalstabsmäßigen und akribischen Vorbereitung durch die Deutsche Post“, lobt sich die Deutsche Post heute selbst. Anfang der Neunziger, als es die Kommerzialisierung des Internet noch in den Kinderschuhen steckte, und Verwaltungsprozesse nicht digital, sondern händisch verarbeitet werden mussten, war es tatsächliche eine Mammutaufgabe: „Rund 40 Millionen Postleitzahlenbücher mussten gedruckt und verteilt, die Briefverteilmaschinen der Deutschen Post umprogrammiert und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingearbeitet werden“, erklärt man bei der Post rückblickend. “ Es galt vor allem, rund 60 Millionen Privatkunden „im schreibfähigen Alter“ und rund drei Millionen Geschäftskunden den besonderen Stichtag zu vermitteln“.

Die Herkulesaufgabe spiegelt sich auch in den notwendigen Ressourcen wider: 38.000 Tonnen Papier verschlang das Projekt damals.

Heute kaum zu glauben: Es funktionierte – und zwar vergleichsweise reibungslos. Am 1. Juli 1993 trugen bereits 57 Prozent aller Briefe die neuen Postleitzahlen, nach einer Woche 78 Prozent, und nach zwei Wochen lagen bereits wieder weit über 90 Prozent aller Briefe am Tag nach der Einlieferung beim Empfänger.

Fünfstelliges System aus gutem Grund

Für das fünfstellige System gab es einen guten Grund: Doppelbelegungen bei den Postleitzahlen mussten entfernt werden. Durch die Wiedervereinigung war eine Vereinheitlichung der Postleitzahl-Systeme der Bundesrepublik Deutschland und der DDR notwendig geworden. So existierten rund 800 Dubletten, die beseitigt werden mussten.  Ein Beispiel: 5300 Bonn und 5300 Weimar.

Außerdem sollte die Briefsortierung in neuen hochmodernen Briefzentren, die in den 1990er Jahren entstanden, mit Hilfe der fünfstelligen Postleitzahlen wirtschaftlicher und effizienter gestaltet werden – mit einer feineren Abstimmung auf die neu aufgebaute Zustell-Logistik.

Aktuell umfasst das Logistiknetz 82 Brief- und 38 Paketzentren sowie rund 2600 Zustellstützpunkte für die Brief- und Verbundzustellung und 300 Zustellbasen im Paketsektor. Heute sind in Deutschland 27.048 verschiedene Postleitzahlen vergeben, davon 8.174 für Orte, 14.942 für Postfächer, 3.101 für Großkunden und 831 sogenannte „Aktions-PLZ“ (zum Beispiel für Gewinnspiele).

Die Zustellung von Sendungen hat die neue Systematik beschleunigt, weiß Achim Gahr, Pressesprecher der Deutschen Post in Düsseldorf. Er ist seit 1985 für das Unternehmen tätig, hat die Umstellung also selbst erlebt. „Das liegt daran, dass wir mit Hilfe der fünfstelligen Postleitzahlen die Sendungen schneller dorthin steuern können, wo sie hin sollen“, so  „Und dies liegt wiederum an der besonderen Systematik der Zahlen“.

Die ersten beiden Ziffern zeigten bereits die Zielregion der Sendung an, so Gahr. „Wir nennen das die Leitregion. Und die Ziffern drei bis fünf verraten uns, ob es sich um eine normale Hausanschrift, eine Postfachadresse, einen Großkunden oder um eine Packstation handelt“.

Für die Deutsche Post war die Umstellung nicht nur arbeitsintensiv, sondern auch teuer: 400 Millionen Deutsche Mark kostete das Projekt. Gut angelegtes Geld, wie Achim Gahr erklärt. „Mindestens aus zwei Gründen: Erstens galt es damals eine wirklich historische Leistung zu vollbringen. Wiedervereinigungen zweier Staaten sind auch postalisch sehr selten. Zweitens können wir Briefe dadurch schneller und zuverlässiger sortieren und transportieren als zuvor“.

Die neue Systematik ist praktisch, einige Kuriositäten gibt es allerdings: So ist mit der Bräutigamseiche, Dodauer Forst in Eutin, unter der PLZ 23701 ein einzelner Baum per Post erreichbar; in Frankfurt gibt es Gebäude mit eigener Postleitzahl: z. B. den Opernturm mit der 60306; und die Feldpostleitstelle in Pfungstadt hat ebenfalls eine eigene Postleitzahl, die für alle Feldpostsendungen gilt: 64298.

Die fünfstelligen Zahlen haben sogar Fans, was in der Vergangenheit teils zu einem ordentlichen Rummel führte. Die höchste Postleitzahl mit 99998 besitzen die Gemeinde Körner sowie einige Ortsteile der Stadt Mühlhausen im Unstrut-Hainich-Kreis. Am 9. September 1999 Punkt neun Uhr setzte die Gemeinde zusammen mit der Deutschen Post sogar noch einen drauf: Die Postleitzahl 99999 wurde bis zum Jahresende eingeführt. Am besagten 9.9.1999 konnte sich die Gemeinde Körner vor Philateliefreunden kaum retten. Rund 10.000 Gäste reisten aus ganz Deutschland und sogar aus Frankreich an, um sich diesen einmaligen Sonderstempel mit insgesamt zehn Neunen zu sichern. Heute ist die 99999 nicht mehr aktiv.

242 Orte in Deutschland haben mehr als eine Postleitzahl, mehrere Städte im Kreis Mettmann gehören dazu. Die meisten aktiven Ziffernfolgen gibt es im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, die wenigsten in Bremen. Und Schnapszahlen? Auch die gibt es: 22222 in Hamburg und 33333 in Gütersloh.