Der katholische Friedhof in Neviges stellt die Verwaltung vor Herausforderungen, vor allem die Hanglage bereitet Probleme. Foto: Volkmann
Der katholische Friedhof in Neviges stellt die Verwaltung vor Herausforderungen, vor allem die Hanglage bereitet Probleme. Foto: Volkmann

Velbert. So eng beieinander wie auf Friedhöfen finden sich Bilder von blühenden Beeten einerseits und wucherndem Unkraut andererseits selten. Auch auf dem katholischen Friedhof in Neviges kennt man dieses Problem. 

Der Zustand von Friedhöfen bietet oft Anlass für Kritik, so auch in Neviges. Dort traf es zunächst die evangelische Stätte, inzwischen werden allerdings auch auf dem Friedhof am Marienberg Probleme deutlich sichtbar. Für Ärger sorgt das vor allem bei jenen, die ihre Angehörigen dort beerdigt haben und so regelmäßig mit den Bildern konfrontiert werden.

„Die ganze Fläche gleicht einer Achterbahn“, kritisiert Ursula Henkhaus. Den katholischen Friedhof in Neviges kann man getrost als verwahrlost bezeichnen. Meterhohes Unkraut. Ungepflegte und gefährliche Wege.“

Neue Wege pflastern, Unkraut jäten und Blumen pflanzen – fertig? Ganz so einfach stellt es sich letztlich nicht dar. Für die Friedhofsverwaltung ist die Instandhaltung ein Dauerthema, den Problemen ist man sich dort bewusst, ebenso der Kritik. Das bestätigt Johannes Demmer vom Friedhofsausschuss. Er ist der Kümmerer vor Ort und seit rund anderthalb Jahren für die katholische Ruhestätte in Neviges verantwortlich. Vor allem der Standort an sich sei eine der Schwierigkeiten, so Demmer: „Die erste große Herausforderung ist die Lage am Hang“. Das finde man in dieser Form nur selten. Das abwärtsfließende Wasser nagt an der Substanz der Wege und Bauten. Letztere seien zum Teil enorm teuer in der Instandhaltung, erklärt Johannes Demmer. Beispielshaft nennt er die Mäuerchen, welche die Gräber begrenzen. „Diese Mauern müssen immer wieder repariert werden. Das führt dazu, dass die Unterhaltung teuer und kompliziert ist, weil wie immer wieder etwas machen müssen.“ Regelmäßige Kontrollgänge decken dann die gröbsten Schadstellen auf. Wenn dann etwas gemacht wird, ist meist gleichzeitig klar: „Ewig hält das nicht“, so Demmer. „Es bewegt sich alles, es rutscht, hinzu kommen die unterirdischen Wasserflüsse“.

Ausgaben überschreiten die Einnahmen

Johannes Demmer vom Friedhofsausschuss ist einer der Kümmerer vor Ort. Foto: Volkmann
Johannes Demmer vom Friedhofsausschuss ist einer der Kümmerer vor Ort. Foto: Volkmann

All die Maßnahmen kosten Geld und zwar nicht wenig. Allein die grundsätzliche Instandhaltung koste zwischen 60.000 und 90.000 Euro jährlich, schätzt Johannes Demmer. Und weil so ein Friedhof nicht nur eine Ruhestätte, sondern für die Gemeinde eine Wirtschaftseinheit ist, muss kalkuliert werden – meist zu Ungunsten der Friedhofsverantwortlichen. „Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen“, so Demmer. Heißt: Das Geld für die Instandhaltung ist notorisch knapp. Externe Faktoren verschlechtern die Lage. So ist beispielsweise auch der Klimawandel vor diesem Hintergrund für die Friedhofsverwaltung ein wichtiges Thema. „Wir haben dieses Jahr ein Höllenjahr erwischt“, erklärt Demmer. Es war heiß und feucht, die Pflanzen wuchsen entsprechend schnell. Das Unkraut jedoch auch.

Hinzu kommt: Längst nicht mehr das gesamte Friedhofsareal wird genutzt. Das liege an Veränderungen bei der Nutzungsplänen. Als der Friedhof errichtet wurde, war er klein. „Dann haben Generationen in den 60er und 70er Jahren gedacht, sie hätten zu wenig Platz“, so Demmer. Man habe angefangen die Ruhestätte immer weiter zu vergrößern, unter anderem sogar Grundstücke hinzu gekauft. Inzwischen habe sich die Bestattungskultur verändert, es wird weniger Platz benötigt, weil viele Menschen den letzten Gang als Feuerbestattung planen. „Das führt letztendlich dazu, dass der Friedhof heute eigentlich viel zu groß ist“, erklärt Demmer.

Der Friedhofsgärtner sei täglich im Einsatz, kümmere sich auch um die Pflege der Grabumfelder. Ungepflegte Grabstellen einfach aufhübschen, das ginge nicht, so Demmer. Rechtliche Regelungen und somit einzuhaltende Fristen stünden dem entgegen. Hier sei manchmal schlicht Geduld gefragt, meist drei bis sechs Monate, im Sommer etwas kürzer.

Johannes Demmer hat in den rund 18 Monate seiner Tätigkeit eine wichtige Maßnahme angestoßen, die aber unsichtbar ist für die Friedhofsbesucher: die Digitalisierung. Bislang seien die Informationen über die Grabstatten über ein Karteikartensystem erfasst worden, erklärt Demmer. Das wird nun sukzessive umgestellt, sodass Relevantes direkt am Computer abgefragt werden kann – so etwa der Zustand einzelner Gräber samt Fotoaufnahmen. Die Arbeit soll das mittelfristig erleichtern und auch effizienter machen.

Weitere Veränderungen will die Friedhofsverwaltung mithilfe von Rückmeldungen aus der Gemeinde umsetzen. Im Oktober soll es losgehen, die Mitglieder will man dann befragen, Kritikpunkte sammeln und entsprechende Verbesserungen umsetzen. Demmer nennt beispielhaft Rollstuhlrampen oder auch die Veränderungen einiger Wege insgesamt. „Wir machen was“, so Demmer. So will man sicherstellen, dass zukünftige Instandhaltung auch genau die seien, die man benötige. Die manchmal geäußerte Kritik kann Johannes Demmer nachvollziehen: „Die Leute beschweren sich auch bei uns – mitunter auch zu recht“. Er zeigt sich jedoch optimistisch: „Wir müssen da ran, wir sind auch dran.“