Der Bahnhof in Rosenhügel ist am Tag nicht besonders einladend - abends wird es nicht besser. Foto: Volkmann
Der Bahnhof in Rosenhügel ist am Tag nicht besonders einladend - abends wird es nicht besser. Foto: Volkmann

Velbert. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr gibt in seinen Stationsbericht Auskunft über den Zustand der Bahnhöfe. Die Velberter Stopps kommen dabei vor allem bei der Aufenthaltsqualität gar nicht gut weg. 

So mancher Bahnhof vermittelt insbesondere zur dunklen Tageszeit eher den Eindruck eines „Lost places“ als den eines einladenden Aufenthaltsortes. Für die Deutsche Bahn ist es ein Kraftakt, die Standorte in Schuss zu halten. Mit dem Stationsbericht 2022 legt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr nun wieder den Finger in die Wunde.

Anhang mehrere Kriterien werden die Bahnhöfe des Schienenpersonennahverkehrs bewertet, darunter herumliegender Müll oder Verschmutzung, aber auch bauliche Schäden, Graffiti oder Geruchsbelästigung. Zudem wird überprüft, ob Sitzgelegenheiten vorhanden sind, es einen Wetterschutz gibt oder die Aufzüge funktionieren. Am Ende ergibt sich aus den vielen Einzelinformationen ein Gesamtbild.

Die Stopps in Velbert – das sind Nierenhof, Langenberg, Neviges und Rosenhügel – kommen dabei nicht besonders gut weg. Vor allem Langenberg und Rosenhügel haben bei der „Aufenthaltsqualität“ die Wertung „unzureichend“ erhalten. Wer an den beiden S-Bahnhöfen ein- oder aussteigt, muss nicht lange suchen, um die Gründe dafür zu finden.

Vor allem am Rosenhügel sieht schlimm aus: Schilder sind mit Aufklebern zugekleistert, kaum eine Stelle ohne Graffiti lässt sich finden, der gläserne Wetterschutz ist demoliert – und von der einst einladenden „Bienvenue“ in bunten Farben an den Aufgängen zum Bahnsteig in Richtung Wuppertal ist auch nicht mehr viel geblieben. Das Kunstwerk wurde vielfach übersprüht, ist nun ein „Who’s who“ der Velberter Schmierer-Szene. Das Wellblechdach des „Bahnhofshäuschens“ ist eingedrückt, es dient an schönen Sommertagen nach kurzer Klettereinlage als Sonnendeck. Und für wenigstens etwas Flair sorgt ausgerechnet das nicht entfernte Unkraut.

Die funktionierenden Fahrgastanzeigen in Langenberg und am Rosenhügel sowie gute Bewertungen bei der Barrierefreiheit retten beide Bahnhöfe am Ende noch zu dem Gesamtergebnis „Entwicklungsbedürftig“. Diesen Satus erreicht am Ende auch der Stopp „Neviges“. Lediglich Nierenhof kommt laut Stationsbericht insgesamt auf ein „Ordentlich“. Das Licht scheint als allen Velberter Bahnhöfen zu funktionieren. Zuständig für die Instandhaltung beispielsweise der Treppen oder Aufzüge ist die Deutsche Bahn. Um die P&R-Parkplätze hat sich hingegen de Stadt Velbert zu kümmern. Letzteres gilt am Rosenhügel auch für die Bushaltestelle und die Straßenunterführung.

Velberts schäbige Bahnhöfe befinden sich in guter Gesellschaft: Rund 43 Prozent aller bewerteten Stopps kommen auf dasselbe Ergebnis. Genau so viele sind allerdings als „ordentlich“ bewertet worden.

Immerhin: Im Vorjahresvergleich zeichnet sich ein positives Gesamtbild ab: Es gibt mehr „ausgezeichnete“ Bahnhöfe, mehr „ordentliche“ und entsprechen weniger „entwicklungsbedürftige“. Gänzlich durchgefallen sind laut VRR-Bericht sechs Stationen im Verbundgebiet. Einer davon befindet sich sogar im Kreis Mettmann: Es ist Gruiten. Dort hapert es nicht nur an der Aufenthaltsqualität, auch bei der Barrierefreiheit gibt es offenbar reichlich Nachholbedarf.

Nicht Wind und Wetter setzen den Haltestellen übrigens besonders zu: „Treiber für die Abwertungen im Bereich der Aufenthaltsqualität der Stationen waren wie bereits im letzten Jahr hauptsächlich Müll, Graffiti und anderweitige Verschmutzungen“, so der VRR. Hinzu kämen bauliche Mängel. Geruchsbelästigungen, Feuchtigkeitsmängel sowie
Beeinträchtigungen durch Grünbewuchs oder Herbstlaub seien hingegen weniger stark wahrgenommen worden.

Kaum negativen Einfluss auf die Aufenthaltsqualität hatten fehlende Ausstattungsmerkmale. Hier sind die Stationen im VRR-Gebiet überwiegend gut ausgerüstet. Der Verbund wirkt aufgrund bestehende Nutzungsverträge für die Stationen auf den Zustand ein. Im Jahr 2022 hat der VRR im Verbundgebiet insgesamt 71,2 Millionen Euro für die Stationsnutzungsentgelte ausgegeben; 2,9 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.