
Velbert. Wie steht es um die Pflege von Bäumen oder konkreten Klimaschutz-Maßnahmen in Velbert? Der örtliche Ortsverein des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wollte das wissen und hat allen Bürgermeisterkandidaten einen Fragebogen geschickt. Die Resonanz fiel dürftig aus.
Der Velberter Ortsverein des Umweltschutzbundes hat alle Antworten der Bürgermeister-Kandidierenden auf seinen Umwelt-Fragebogen veröffentlicht. Nur Amtsinhaber Dirk Lukrafka (CDU) und Herausforderin Esther Kanschat (Grüne) seien bereit gewesen, zu antworten, so die Kritik der örtlichen Umweltschützer. Volker Münchow von der SPD habe nu auf das Wahlprogramm verwiesen, den Fragebogen ansonsten aber nicht aufgefüllt. Die
übrigen Bewerber hätten gar nicht reagiert. Der BUND versteht das als “ein Zeichen mangelnden Engagements oder fehlender Sachkunde”.
In der Auswertung der Fragenbögen zeigen sich deutliche Unterschiede: Beim Natur- und Artenschutz spricht sich Kanschat für extensive Grünpflege, eine Amphibienleitanlage an der Mettmanner Straße und mehr Entsiegelung aus. Auch Lukrafka will die Leitanlage, lehnt aber extensive Grünpflege ab und hält die bisherige Waldbewirtschaftung für ausreichend. Der BUND sieht das anders: “Wildniszonen und neue forstwirtschaftliche Ansätze seien dringend notwendig”, so Vorstand Carsten Haider.
Im Klimaschutz verweisen beide Kandidaten auf bestehende Strategien, doch der BUND kritisiert das Fehlen konkreter Maßnahmenpläne. Kanschat bringt zusätzliche Vorschläge wie höhere Gebäude und ein besseres Radwegenetz ein, Lukrafka setzt eher auf Kontinuität, kündigt aber Trinkwasserspender und entsiegelte Schulhöfe an. Uneinigkeit herrscht über den vom BUND geforderten Klimabeirat, der aus Bürgern, Industrie und Verbänden zusammengesetzt sein soll: Kanschat will Alternativen prüfen, Lukrafka lehnt ihn ganz ab.
Beim Thema Energie fordert Kanschat Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden, Parkplätzen und Mehrfamilienhäusern. Lukrafka stimmt grundsätzlich zu, bleibt jedoch unverbindlich. Beide sehen Wärmepumpen und Geothermie als Zukunftstechnologien. Dies ist dem BUND zu wenig und mahnt eine klare Priorisierung schneller CO₂-Reduktionen an.
Beim Flächenverbrauch liegen die Positionen weit auseinander: Kanschat lehnt eine Bebauung des „Großen Feldes“ ab, Lukrafka hält sie für notwendig. Der BUND Velbert verweist hier auf den unwiederbringlichen Umweltschaden durch dieses Projekt sowie auf die hohen Erschließungskosten, die auf die Bürger umgelegt werden müssten. Eine weitaus bessere Alternative wäre es, erst einmal den Leerstand zu nutzen.
Bei der Mobilität gehen beide Kandidierenden ähnliche Wege: Ausbau des ÖPNV, mehr
Fahrradstraßen und ein erweitertes Radwegenetz. Konkrete Zahlen oder Zeitpläne bleiben jedoch aus. Zur Senkung der Lärmbelastung setzen beide auf Tempo-Reduzierungen im innerstädtischen Bereich. Kanschat möchte zusätzlich die Straßenbaulastträger von Land und Kreis einbinden, um auch auf deren Straßen Verbesserungen zu erreichen.
Einigkeit herrscht beim Abfallmanagement: Beide Kandidaten wollen konsequent gegen illegale Müllkippen vorgehen, Täterinnen und Täter ermitteln und mit Ordnungsgeldern sanktionieren.
“Während Esther Kanschat stärker auf ökologische Initiativen und konkrete Projekte setzt, vertraut Dirk Lukrafka auf bestehende Konzepte und vorhandene Strukturen”, so das Fazit des Umweltschutzbundes. Die Aktiven dort fordern allerdings von beiden Kandidaten “mehr als Absichtserklärungen”. Es seit höchste Zeit für “konkrete Schritte zum unverzüglichen Umsetzen im Natur- und Klimaschutz”.