Jörg Kahm (Freifunk), Martin Herter (TBW) und Dietmar Ruda (Stadt Wülfrath) sorgen für freies Internet in der Sporthalle Fliethe. Foto: André Volkmann
Jörg Kahm (Freifunk), Martin Herter (TBW) und Dietmar Ruda (Stadt Wülfrath) sorgen für freies Internet in der Sporthalle Fliethe. Foto: André Volkmann

Wülfrath. Gemeinsam haben die Stadt Wülfrath, der Förderverein Freifunk im Neandertal e.V. und der Wülfrather Turnerbund freies Internet für alle in der Sporthalle Fliethe zugänglich gemacht. Das Netz ist ab sofort nutzbar.

Die Abdeckung mit öffentlich verfügbarem Internet gleicht in vielen Städten einem Flickenteppich. In Wülfrath soll sich das ändern. Der Förderverein Freifunk arbeitet daher für eine gute Empfangbarkeit: Insgesamt 35 Router haben die Mitglieder durch Kooperationen mit der Stadt, Einzelhändlern, Anwohnern und Institutionen bereits verteilt. Auch die Sporthalle Fliethe ist nun „ans Netz gegangen“. Davon profitieren sollen alle: Zuschauer; Schulen, die die Halle nutzen, aber auch der Sportverein TBW.

„Alles digitalisiert sich“, sagt Herter. Er sieht in der schnellen Internetanbindung zahlreiche Vorteile für den Turnerbund. Nicht nur die Zuschauer können „mal eben“ ihre E-Mails überprüfen oder anderen über die Sozialen Medien mitteilen, dass sie gerade in der Fliethe sind, auch die Vereinsverantwortlichen könnten die schnelle Leitung zugunsten des sportlichen Vorankommen nutzen, etwa für das Streaming von Lehrvideos oder einer Spielaufzeichnung. Insbesondere für Jugendspieler sind diese modernen Trainingsmethoden wertvoll. Martin Herter ergänzt: „Früher mussten unter anderem die Spielberichte in Papierform übersandt werden, heute wird das Formular am Computer ausgefüllt, digital versiegelt und an den Verband geschickt“. Das spare nicht nur Zeit, sondern auch Kosten.

Freifunk bleibt ein Thema in Wülfrath. Auch, weil die Resonanz aus der Wülfrather Medien-Welt positiv ausgefallen ist. „Wir wollen dort Internetanbindungen schaffen, wo das ansonsten nicht so einfach funktioniert“, erklärt Dietmar Ruda, Leiter des städtischen Amtes für Bildung und Sport. Gemeinsam mit dem „Freifunker“ Jörg Kahm arbeite man daher an verschiedenen Projekten, um Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen ein schnelles, leicht zugängliches WLAN-Netz im Stadtgebiet zur Verfügung zu stellen.

Bevorzugt in den Fußgängerzonen, den „Hotspots“ der Stadt, ist das „freie Internet“ bereits zu empfangen, der weitere Ausbau soll jedoch vorangetrieben werden. Nach dem Erfolg in der Fliethe, will Ruda Freifunk auch im Lhoist-Sportpark anbieten. „Wir sollten da in Gespräche gehen“, richtet er sich an Jörg Kahm. Ein weiteres Projekt ist der Anschluss der Wilhelmstraße. Gespräche mit der Wirtschaftsförderung, Anwohnern und Einzelhändlern laufen bereits.

Wie gut die frei verfügbaren Netzverbindungen angenommen werden, lässt sich an Zahlen verdeutlichen. „An normalen Tagen sind 150 bis 180 User gleichzeitig im Freifunk-Netz“, sagt Kahm. Finden Festveranstaltungen statt, könne die Zahl jedoch bis auf 250 steigen. Dabei handelt es sich nur um jene Benutzer, die tatsächlich zur gleichen Zeit eingeloggt sind. Absolute Zahlen habe man nicht, denn dafür müssten von den Nutzern mehr Daten erhoben werden – das will der Freifunk-Verein aber vermeiden. „Wir erfassen so wenig wie möglich“, sagt Jörg Kahm, der dem Freifunk-Projekt einen positiven Trend bescheinigt: „Gestartet sind wir an den Geflüchtetenunterkünften. Mittlerweile sehen wir einen Wandel bei den Nutzern und verzeichnen steigende Zahlen auch an anderen Standorten.“

Für die Zukunft stehen weitere Projekte auf der Agenda des Vereins, etwa der Aufbau des sogenannten Internet der Dinge im gesamten Kreis Mettmann. Gemeinsam mit Freifunkern aus der Ennepe-Ruhr-Region habe man einen Förderantrag beim Land Nordrhein-Westfalen eingereicht. „Wir können dann Sensoren anschließen“, freut sich Kahm und meint damit batteriebetriebene Erfassungsgeräte für Temperatur, Sonnenaufgangszeit oder Luftqualität.

Bei dem Verein, der vor drei Jahren gegründet worden ist, tut sich viel. Jörg Kahm und der Förderverein Freifunk im Neanderland e.V. wünschen sich, dass weitere Standorte für WLAN-Router realisiert werden können. Angst vor schädlichen Strahlen müsse niemand haben. Diese seien „nach gängiger Meinung der Experten nicht gesundheitsschädlich“. Benutzt werden handelsübliche WLAN-Router, erläutert Kahm: „Wir greifen lediglich auf andere Antennen zurück, um das Netz gezielt auszurichten und Streustrahlung zu vermeiden.“

Die Freifunker arbeiten ehrenamtlich und finanzieren sich allein durch Spendenmittel. Dass der Wülfrather Turnerbund das Projekt finanziell unterstützt hat, freut Jörg Kahm daher besonders.