Velbert. Für die Kinder der Sonnenschule in Nevigeser stand ab Freitagmorgen Bewegung auf dem Stundenplan – die Aok Rheinland/Hamburg hatte im Rahmen des Projekts „Gesund macht Schule“ zwei ehemalige Bundesliga-Profis in den Siepen geschickt. Michael Klinkert und Marcel Witeczek hatten sichtlich Spaß – die Schülerinnen und Schüler ebenso.
Offener Ganztag, die Arbeitszeiten der Eltern, der Abbau von Sportplätzen – es gibt viele Faktoren, die Kindern regelmäßige Bewegung nach der Schule erschweren. Die Aok Rheinöand/Hamburg setzt mit ihrem Präventionsprogramm „Gesund macht Schule“ an dieser Stelle an: Im Fokus steht die Gesundheitsförderung in der Grundschule. Lehrkräfte und Kinder sollen für Sport begeistert werden. Ein Bestandteil sind daher Kooperationen der Gesundheitskasse mit den Schulen. Fortbildungen und Lehrmaterial werden angeboten, damit Gesundheitsthemen Einzug in den Unterricht halten – und mit Aktionen wie der im Siepen können die Kinder an besonderen Trainings teilnehmen.
Seit viele Jahren touren die ehemaligen Bundesligaprofis Michael Klinkert und Marcel Witeczek durch die Schulen. 36 im Rheinland waren es allein in den wenigen Wochen seit April. Angefangen hatte alles vor fast zwei Jahrzehnten als „Bolzplatztour“, wie Witeczek erklärt. Heute gebe es allerdings kaum noch Bolzplätze und insgesamt wenige Sportstätten, die direkt an die Schulen angeschlossen sind. In Neviges sind die Bedingungen allerdings gut, wie beide Fußballer bemerken: die Kunstrasenanlage der Sportfreunde Siepen bot die perfekte Kulisse für die vormittägliche Sporteinheit unter freiem Himmel.
Stets das Ziel des Duos: Kinder für Bewegung begeistern. Trotz ihrer Profession geht es den beiden Kickern nicht vorrangig um Fußball, sondern um Interesse und Spaß am Sport. Der Ball ist ihr Mittel zum Zweck, kommt zum Einsatz, um die Kinder in Aktion zu bringen. Laufen, sprinten, fangen, Kopfbälle – längst nicht bei jedem Grundschüler sehen die Bewegungen so grazil aus, wie man es von den Fernsehaufnahmen etwa von Fußballprofis kennt. Lehrkräfte und die beiden Ex-Bundeligaspieler kennen einen Grund: Kinder bewegen sich zu wenig.
Programm gegen den Trend
Bei der Aok Rheinland/Hamburg hat man diesen Trend längst erkannt und möchte mit dem Präventionsprogramm frühzeitig gegensteuern. Vermittelt werden soll Wissen über Ernährung und den menschlichen Körper inklusive der Sexualerziehung, über das eigene Selbstbild und soziale Kompetenzen und eben über Sporttreiben und das Erleben von Fair-Play und Gruppendynamiken.
Mit Aktionen rund um die „Pille“ funktioniert das besonders gut: Selbst Kinder der Sonnenschule, die bislang nichts mit Fußball am Hut hatten, war der Spaß anzusehen. Dass mit Michael Klinkert und Marcel Witeczek zwei gestandene Kicker vor den Schülergruppen standen, machte die Sache runder. Für junge Fußballfans heute gehören Messi, Haaland oder Süle zu den Stars. In der Bundesliga in den Neunzigern waren das hierzulande unter anderem Klinkert und Witeczek. Ersterer spielte 301-mal in der Bundesliga für Traditionsclubs wie den FC Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach; Zweiterer schaffte es bis zur Meisterschale mit dem FC Bayern München und holte den UEFA-Pokal im 1996 im Finale gegen Girondins Bordeaux, wo er in den beiden Entscheidungsspielen für Jean-Pierre Papin und Emil Kostadinow auf den Platz kam.
Zusammen arbeiten die Fußballer – die privat gute Freunde sind – für die Aok im Training von Schulklassen. Beim Nachwuchs kommt die Aktion gut an, vor allem der Wettkampf an der Schussmessanlage ließ Stimmung bei den Lehrerinnen und Schülerinnen und Schülern aufkommen. Rund 68 Stundenkilometer feuerte der Drittklässler Maximilian den Ball ins Netz. Der Achtjährige kennt das runde Leder, spielt beim SV Union Velbert – „auf jeder Position“, wie er verrät, besonders gern allerdings in der Abwehr. So wie der damals kopfballstarke Michael Klinkert. Er und sein Kollege Witeczek kitzelten den Bewegungsdrang förmlich aus den Kindern heraus, spornten an, lobten reichlich.
Zum Vergleich: Marcel Witeczek konnte den Ball zu seinen besten Zeiten mit rund 130 km/h ins Tor befördern. Moderne Bälle seien noch schneller, erklärt der Alt-Profi, der in der Bundesliga 50 Buden erzielte und mit zwei U-Nationalmannschaften den Goldenen Schuh für den besten Turnier-Torschützen holte.
Für die Kinder war das Training am Ende eine bewegungsreiche und vor allem spaßige Erfahrung, mit der Erkenntnis, dass so mancher Schüler und so manche Schülerin einen strammeren Schuss hat als die Klassenlehrerin.
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