Einsatzkräfte bei den Löscharbeiten. Foto: Volkmann
Die Feuerwehr bei den Löscharbeiten. Foto: Volkmann

Velbert. Schock am frühen Freitagmorgen: Gegen 4:40 Uhr ist die Feuerwehr zum barocken Schloss in Neviges ausgerückt. Ein Feuer hat verheerende Schäden angerichtet. 


“Eine unserer Polizeistreifen hat den Brand gesehen und die Feuerwehr informiert”, teilt Diane Dulischewski. Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde, mit. Die Einsatzkräfte hätten sich auf dem Rückweg von einem Einsatz befunden.

Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte habe man im Dachbereich eine massive Rauchentwicklung festgestellt, erklärt Feuerwehrsprecher Marcel Borowski. “Das hat sich dann relativ schnell zu einem vollflächigen Dachstuhlbrand ausgebreitet”. Die Feuerwehr begann umgehend mit ihren Löschmaßnahmen – zunächst von innen und außen. “Die Löschmaßnahmen im Inneren mussten allerdings schnell eingestellt werden, weil sich das Feuer schnell ausgebreitet hat”, so Borowski. In der Spitze sind rund 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr Velbert sowie Brandschützer aus Ratingen, Mettmann und Hilden aktiv gewesen. Zusätzlich Unterstützung erhielt die Feuerwehr durch ein Einsatzfahrzeug aus dem “Chempark”: Mit einem sogenannten Teleskopmast konnten die Löschmaßnahmen gezielt aus der Höhe erfolgen. Der Spezialwagen kann bis zu 5.000 Liter Wasser pro Sekunde auf die Flammen niederprasseln lassen.

Die Flammen wüteten trotz der intensiven Maßnahmen in dem historischen Gebäude: “Das Feuer hat sich so weit ausgebreitet, dass es bis in das Erdgeschoss vorgedrungen ist”, so der Feuerwehrsprecher zum Lagebild wenige Stunden nach dem Einsatzbeginn. “Wir haben zeitweise in jeder Etage Feuer gesehen”. Am frühen Vormittag hatten die Brandschützer das Feuer unter Kontrolle bringen können.

Um die Versorgung sicherzustellen, hat die Feuerwehr Velbert Wasser sowohl aus dem Hydrantennetz als auch aus dem Bach gezogen. “Wir kennen die Örtlichkeiten hier gut”, so Borowski und verweist auf eine Übung im Bereich des Bachlaufs im hinteren Teil des Schlossareals. Hilfreich sei auch die Drohneneinheit, so Marcel Borowski. “Damit können wir die Lage aus der Luft einschätzen. Unter anderen Glutnester finden”.

Bei den Brandschützern, Polizeibeamten und Akteuren der Stadt Velbert herrscht große Betroffenheit. “Es trifft uns alle schon hart”, sagt Marcel Borowski. “Wir haben alle einen Klos im Hals”. Das Schloss Hardenberg sei ein wichtiger Bestandteil für Neviges und Velbert, so der Feuerwehrsprecher. “Das ist tatsächlich ein historisches Ereignis”.

Isoliert sei das Feuer auf das Herrenhaus, so Borowski. Ringsherum gäbe es keine Schäden. “Aber wir haben die dauerhafte Gefahr, dass Teile abstürzen”, erklärt er. Ein Fachberater des Technischen Hilfswerks würden nun die Statik prüfen, könnten Bewegungen in und am Gebäude mittels Laservermessung millimetergenau erkennen.

Bürgermeister: “Das wird wieder aufgebaut”

Der Dachstuhl des Schlosses ist völlig zerstört. Foto: Volkmann
Der Dachstuhl des Schlosses ist völlig zerstört. Foto: Volkmann

Angesichts der großen Schäden ist die Zukunft des Herrenhauses nun ungewiss. Bürgermeister Dirk Lukrafka war am frühen Freitagmorgen vor Ort – und gab sich kämpferisch: “Das wird wieder aufgebaut!”, sagt er. Velberts Bürgermeister ist fassungslos: “Meine erste Reaktion war, dass ich das gar nicht glauben konnte. Und dann sah man an dem Bild, dass das heftig ist”.

Unfassbar ist das Feuer-Drama vor allem, weil die Sanierungsarbeiten im Herrenhaus bereits auf der Zielgeraden befunden hatten. “Die sanitären Anlagen waren bereits gefliest. Es sah aus, als könnte man bald einziehen”, so Lukrafka. Soll heißen: dem Abschluss der Arbeiten hätte nichts im Wege gestanden – eine Eröffnung nach Plan wäre zum kommenden Herbst 2026 realistisch gewesen. “Das war schon greifbar”. Das rückt nun in weite Ferne. Zeitlich eine Grenze ziehen, konnte Bürgermeister Lukrafka nicht. “Wir müssen jetzt abwarten, wie der statische Zustand ist und wie es im Inneren aussieht. Und dann müssen wir einen Plan machen, wir man das Ganze wieder aufbaut”, so Lukrafka. Das Schlossensemble wolle man keinesfalls aufgeben, es sei “ein historische einmaliges Zeugnis für Wehranlagen”.

Wie bedeutsam das Schloss Hardenberg für Neviges ist, ist dem Bürgermeister bewusst. “Das Schloss ist für Neviges identitätsstiftend. Es ist auch im Nevigeser Stadtwappen enthalten”. Das Schloss habe eine riesige Bedeutung für die Menschen hier. Die Hoffnungen bei der Stadt Velbert waren groß angesichts der nahenden Eröffnung. “Das Ensemble sollte ab dem nächsten Jahr ein Anziehungspunkt sein, so war der Plan”, so Lukrafka. “Und jetzt sind wir auf unbestimmte Zeit zurückgeworfen worden.”

Bettina Warnecke – erst tags zuvor als neue Landrätin des Kreises Mettmann vereidigt – hat sich den Start in ihr Amt anders vorgestellt: “Die Polizei hat mich am Morgen angerufen und gesagt: Schloss Hardenberg brennt”, so Warnecke sichtlich mitgenommen. “Das ist so bitter. Das ist für Velbert bitter. Das ist für den ganzen Kreis bitter”, so die Landrätin. Ihr Vorgänger Thomas Hendele hatte erst vor wenigen Wochen eine Förderung über 1,1 Millionen Euro an den Start gebracht, um das geplante Naturerlebniszentrum nicht zuletzt als neues touristisches Highlight im Neanderland zu erschließen. “Das ist jetzt erstmal auf Halde gelegt”, so Warnecke. Zugleich stellt die neue Landrätin klar: “Wir stehen natürlich vollkommen zu unserer Unterstützung, aber jetzt gibt es zunächst dringlichere Dinge hier zu tun”.

“Alle Velberter hängen an dem Schloss”, so Warnecke. “Das ist auch in den Gesichtern der Einsatzkräfte zu sehen, die aus Velbert kommen. Das ist ein Schock”.

Das Hoffnungsprojekt begräbt aber auch die Landrätin nicht: “Das ist immer noch wichtig. Es wird jetzt nur Jahre dauern. Jahre länger als vorgesehen.” Das Schloss müsse erhalten bleiben, so Warnecke.

Völlig unklar ist, wie es zu dem Feuer kommen konnte. Die Brandermittler sind bereits vor Ort.

Feuer am Schloss Hardenberg in Neviges: Fotos vom Einsatzort