"One billion rising" auf dem Heumarkt in Wülfrath. Frauen tanzen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Foto: Kling

Wülfrath. Bei strahlendem Sonnenschein haben heute Frauen auf dem Heumarkt getanzt, um ein Zeichen zu setzen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.

Die Gleichstellungsbeauftragte Franca Calvano und das Frauen-Netzwerk hatten eingeladen zu der Aktion „One billion rising“, dem weltweiten Protest gegen Gewalt an Frauen. Einige von ihnen hatten in der Vorwoche unter der Leitung von Andrea Berster-Lingk die Schritte bei einer Probe einstudiert, andere machten spontan mit.

Zum Auftakt wurde es laut: Erstmals dabei war die Trommelgruppe „Sekani“ unter der Leitung von Thomas Bräutigam (http://klangwerken.de/) „Jetzt sind wir alle wach“, dankte Franca Calvano für den Auftritt.

In ihrer Rede an das Publikum erinnerte sie daran, dass der 14. Februar nicht nur Valentinstag sei, sondern eben auch der Tag von „One million rising“, der Aktion, die 2012 von der New Yorker Künstlerin Eve Ensler ins Leben gerufen wurde und immer mehr Mittänzerinnen in der Welt findet. Wülfrath ist seit 2018 dabei.

„Eine von drei Frauen auf der Welt wird im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt“, sagte Calvano in ihrer Ansprache. Das seien mehr als eine Milliarde, ober eben „one billion“. „Ich behaupte, wenn Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein Virus wäre, dem weltweit eine Milliarde Menschen zum Opfer fallen, hätten wir längst einen Impfstoff dagegen“, sagte Calvano.

Hier die Rede von Franca Calvano (Auszüge):

Seit 2013 tanzen Frauen und Männer jedes Jahr am 14. Februar weltweit gegen Gewalt an Mädchen und Frauen.

Ich bin sehr stolz, dass Wülfrath seit 2018 dabei ist und wir werden jedes Jahr mehr.

Wenn wir wissen, dass heute in über 200 Länder und in 160 Städten in Deutschland tanzend demonstriert wird, macht uns das stark.

Unsere Botschaft ist klar: Wir stehen mit unseren Forderungen nicht alleine da – und wir lassen die Opfer nicht im Stich.

Gewalt gegen Frauen ist auch in Deutschland ein großes Problem. Sie hat viele Gesichter – und sie findet häufig in Beziehungen statt.

Im jungen Jahr 2023 wurden in Deutschland bereits 9 Frauen ermordet – oft sie die Täter Ehemänner, Ex-Partner oder Freude.

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 143.604 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Davon waren 80,63 % weiblich und 19,7 % männlich. (Quelle BKA-Partnerschaftsgewalt Berichtsjahr 2021) Wir wissen alle, die Dunkelziffer ist hoch!

Wenn wir von Gewalt sprechen, sprechen wir von

9,6 % vorsätzliche einfacher bis gefährlicher Körperverletzung 24,2 % Bedrohung, Stalking, Nötigung 12,2 % gefährliche Körperverletzung 2,5 % Vergewaltigung, sexueller Nötigung, sexuellen Übergriffen 0,3 % Mord und Totschlag.

Wir sprechen davon, dass sich viele Frauen nicht sicher fühlen, weder zu Hause noch im öffentlichen Raum oder im Netz.

Gewalt gegen Frauen ist kein Missstand am Rande. Sie ist ein gesellschaftliches Kernproblem mit schweren Langzeitfolgen für die Betroffenen.

Ich behaupte, wenn Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein Virus wäre, dem weltweit 1 Milliarde Menschen zum Opfer fallen – hätten wir längst einen Impfstoff dagegen.

Wir fordern, die im Koalitionsvertrag vereinbarte bundesweite Koordinierungsstelle zur Umsetzung der Istanbul-Konvention endlich einzurichten und die Prävention von Gewalt gegen Frauen systematisch und ressortübergreifend zur gemeinsamen Aufgabe zu machen.

Wir fordern das Thema „geschlechterspezifische Gewalt“ in die Lehrpläne aller Schulen aufzunehmen.

Wir fordern koordinierte staatliche Maßnahmen zur Täterprävention und eine verlässliche Finanzierung aller erforderlichen Strukturen.

Heute erheben wir uns erneut für… Gleichberechtigung der Frauen Sicherheit der Frauen Freiheit der Frauen

Wir erheben uns gegen

Femizid,

Gewalt

Frauenfeindlichkeit.

Die Polizei ist für viele Betroffene erste Anlaufstelle bei häuslicher Gewalt. Ich freue mich sehr, dass auch heute der Leiter der Polizei Wülfrath Frank Eigelshofen da ist und unsere Aktion unterstützt.

Ebenfalls herzlich begrüßen möchte alle Mitglieder unseres Wülfrather Netzwerkes Gewaltprävention.

Enger Partner der Stadt Wülfrath für den Gewaltschutz von Frauen und Mitglied im Netzwerk ist der SKFM Mettmann. Vielen Dank Claudia Sciannimanica und Mirjam Bergfeld für eure Unterstützung der Kampagne. Gemeinsam wollen wir am Stand über die verschiedenen Hilfsangebote informieren.

Hilfestellungen geben auch heute die Beraterinnen des bundesweiten Hilfetelefons unter 0800 116 016. Sie sind jeden Tag rund um die Uhr erreichbar- anonym und kostenfrei. Die Beratung erfolgt in 15 Sprachen.

Auch Männer erleben Gewalt.

Im Frühjahr 2020 ging das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ an den Start. Denn auch Männer erleben oder haben Gewalt erlebt – in ihrer Partnerschaft, auf der Straße, in Institutionen oder in ihrer Kindheit.

Hilfe gibt es unter 0800 1239900

Liebe Anwesende,

das Motto der Kampagne lautet in diesem Jahr: Rise for Freedom – Erhebe dich für den Frieden.

Mir ist es wichtig dazu aufrufen, besonders die Menschen im Iran nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wir stehen in Solidarität mit den Menschen, die bei großen Protesten in der gesamten Islamischen Republik Iran auf die Straße gehen und gegen die brutale Unterdrückung von Frauen demonstrieren. Ich bin von ihrem Mut tief beeindruckt.

Es ist schrecklich, dass in den letzten Wochen immer wieder Demonstrierende hingerichtet werden.

Mehr denn je ist unsere Solidarität gefordert.

Hören, teilen und verstärken Sie die Stimmen der Menschen vor Ort, die Stimmen der Protestierenden im Iran.

Wir tanzen zum Lied heißt „Break the chain“, Sprengt die Ketten!

Lassen Sie uns jetzt gemeinsam tanzen und die Ketten sprengen.