Die Zahlung von Beiträgen nach der Schließung der Fitnessstudios war ein zentrales Thema bei Verbrauchern. Fotos: pixabay
Die Zahlung von Beiträgen nach der Schließung der Fitnessstudios war ein zentrales Thema bei Verbrauchern. Fotos: pixabay

Kreis Mettmann. Die Verbraucherzentralen im Kreis Mettmann haben den Jahresbericht für 2020 vorgestellt. Besonders gefragte Themen bei Verbrauchern waren in Pandemie-Zeiten Fitnessstudioverträge, Reisen und die Maschen von Corona-Abzockern.


Das Corona-Jahr 2020 hat die Verbraucherzentrale mit ihren Standorten in Velbert und Langenfeld gefordert. Rund 7.300 Anliegen wurden in den Beratungsstellen insgesamt bearbeitet, in 1.900 Fällen haben die Verbraucherschützer Rechtsvertretungen erfolgreich durchgeführt. Vorrangig über digitale Wege oder am Telefon waren die Experten dabei aktiv, um Hilfestellungen in der Schnittmenge zwischen Verbraucheralltag und Coronavirus-Pandemie zu leisten.

Im Kreis Mettmann war auch die Corona-Hotline der Verbraucherzentrale überdurchschnittlich oft frequentiert. Rund 2.300 Bürger aus den kreisangehörigen Städten nutzen die zusätzliche Unterstützungsmöglichkeit – anderswo in Nordrhein-Westfalen lang die Anruferzahl ungefähr bei 1.000, berichtet die Regionalleiterin der Verbraucherzentrale NRW, Susanne Voss.

Ein „stürmisches Verbraucherjahr“ liegt zurück, resümiert Voss. Die Beratungsstellen hätten sich oft als Rettungsanker in der Not erwiesen, als Verbraucher in pandemischen Zeiten verunsichert waren ob der neuen Regelungen und noch nicht geregelten Situationen.

Rat zu Fitnessstudio-Verträgen in Corona-Zeiten gefragt

Oft gefragt war bei Verbraucherinnen und Verbrauchern der Rat, wenn es um laufende Verträge in Fitnessstudios geht. Ob mit oder ohne Pandemie: Angelegenheiten rund um die Studios sind Top-Themen für die Verbraucherschützer.

Ein drängendes Problem für viele: Fitnessstudios mussten schließen, deren Betreiber haben die Beiträge jedoch weiterhin abgebucht. Nicht in allen Fällen konnten die Experten der Beratungsstellen ein für den Verbraucher günstiges Ergebnis erzielen, das sogenannte Gutschein-Gesetz hatte dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Für Verträge, die vor dem 8. März 2020 abgeschlossen worden seien, hätten Fitnessstudiobetreiber Gutscheine für ausgefallen Trainingszeiten ausstellen können, erläutert Andreas Adelberger aus dem Beratungsalltag der Velberter Außenstelle der Verbraucherzentrale.

„Das waren bittere Beratungen“, so Adelberger. Er bezieht sich darauf, dass unter anderem Menschen betroffen gewesen seien, die das Geld ausgerechnet für den Fitnessstudiovertrag nicht haben aufbringen können, weil ein Jobverlust aufgrund der Corona-Krise drohte oder längst eingetreten war. Es gab Fälle, die seien zwar gesetzlich geregelt gewesen, allerdings hätte es keine Rechtsprechung dazu gegeben. Erfolge bezüglich der Fitnessstudios gab es letztendlich in Härtefällen, solchen Situationen also, wenn etwa das Geld für die Miete fehlte – in diesen Fällen können Verbraucher auf Rückzahlungen statt Gutscheinen hoffen.

Mit dem derzeitigen Abklingen der Pandemie ist das Thema für die Verbraucherschützer übrigens nicht erledigt: „Bei den Fitnessstudios hält das ungebrochen an“, so Andreas Adelberger. „Das wird uns auch dieses Jahr begleiten.“

Unsicherheit bei Reisenden

Die Corona-Pandemie durchkreuzte im vergangenen Jahr die Reisepläne vieler Menschen. Entsprechend groß war das Beratungsbedürfnis. „Reisende waren verunsichert“, erklärt Andreas Nawe, Leiter der Beratungsstelle in Langenfeld. Wer die Frage danach beantwortet hatte, ob er denn überhaupt Reisen möchte, musste sich vielfach die „Geldfrage“ stellen.

Rückerstattungen von Reisenkosten war ein gefragtes Verbraucherthema im Jahr 2020 – Angesichts von Reisewarnungen, Quarantäne- und Testpflichten, Absagen und Umbuchungen rangierten Anfragen in der Statistik der Beratungsstellen ganz weit oben.

Andreas Nawe verantwortet die Leitung der Beratungsstelle in Langenfeld. Foto: VZ
Andreas Nawe verantwortet die Leitung der Beratungsstelle in Langenfeld. Foto: VZ

Oft hätten Betroffene schleppende oder verweigerte Rückzahlungen von Veranstaltern bei Stornierungen sowie das Vertrösten mit Gutscheinen beklagt. „Besonders verärgerte die Menschen, wenn Anbieter auf ihre Anfragen gar nicht oder erst nach Wochen reagierten“, berichtete Andreas Nawe. Er kritisiert die Kommunikation vieler Reiseunternehmen und den dadurch entstandenen Ärger bei den Verbrauchern, die viel Verständnis aufbrachten für Akteure in der Reisebranche – nicht jedoch für mangelnde Informationen.

Eine Velberter Familie hatte für eine Ägyptenreise ganze 1.758 Euro angezahlt und trotz Stornierung durch den Veranstalter zunächst nicht wiedergesehen. Die Erstattung des Geldes erfolgte erst nach Einschaltung der Verbraucherschützer.

Corona-Abzocke ruft Verbraucherschützer auf den Plan

Oft gefragt waren die Expertinnen und Experten der Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr bei Themen rund um dubiose Angebote oder gar Corona-Abzocke. Andreas Nawe berichtet in der Causa „Klopapier“ von einem Anliegen eines Seniors, der letztendlich bei einem dubiosen Händler 77,40 Euro für zwölf Rollen Toilettenpapier bezahlt hat.

Andreas Adelberger leitet die Velberter Beratungsstelle. Foto: VZ
Andreas Adelberger leitet die Velberter Beratungsstelle. Foto: VZ

Geschäftemacher waren in Zeiten der Not insbesondere im Bereich der Kreditvergabe unterwegs, mit unlauteren Mitteln. Die finanziellen Ängste der Verbraucher hätten unseriöse Anbieter ausgenutzt, so Andreas Adelberger. Beispielhaft erklärt Adelberger, wie Verbraucher mit angeblichen Kreditversprechen zum Abschluss eines Vertrags für eine Prepaid-Kreditkarte verleitet werden: „Statt Geld zu erhalten, müssen Verbraucher am Ende Geld zahlen“ , resümiert Adelberger. Hunderte Euro kämen so für „Fantasie-Dienstleitungen“ zusammen.

Damit nicht genug: Um die Forderungen nach den Vertragsabschlüssen durchzusetzen, machen Inkassofirmen Druck, sogar durch die Androhung von „Haftbefehlen“. Dabei operieren die Geschäftemacher nicht nur aus dem Ausland – auch ein Inkassodienst aus Monheim mischt kräftig mit.

Der Velberter Beratungsstellenleiter zählte 20 solcher Fälle, alle letztendlich mit positivem Ausgang für Verbraucher. Adelberger rät: „Man sollte nicht vorzeitig die Segel streichen.“

Verbraucherzentrale „wichtige Einrichtung“

Für die nächsten fünf Jahre ist die Finanzierung der Verbraucherzentrale NRW durch das Land gesichert, darauf weist Regionalleiterin Susanne Voss hin. Hilfe und Unterstützung erhalten Verbraucher auch in Zukunft. Das freut auch Velberts Bürgermeister Dirk Lukrafka: „Ich bin froh, dass Sie in Velbert sind“, richtet sich der Bürgermeister an die Verbraucherschützer. Es handele sich „um eine der wichtigsten Einrichtungen, die wir in Velbert haben“.

Erstberatungen bietet die Verbraucherzentrale kostenlos an, müssen Unterlagen geprüft werden oder gar Rechte vertreten, so liegen die Kosten bei 20 bzw. 30 Euro. Allerdings gibt es auch eine Sozialklausel bei niedrigen Einkommen. Dann sind die Unterstützungen ebenfalls entgeltfrei – im Kreis Mettmann war das nach Angaben der Verbraucherzentrale bei rund einem Fünftel der rechtlichen Hilfestellungen der Fall.

Informationen gibt es online auf der Webseite der Verbraucherzentrale unter www.verbraucherzentrale.nrw. Dort sind auch die Beratungsstellen in Velbert und Langenfeld vertreten.