700 Beschäftigte arbeiten am Kiekert-Hauptsitz in Heiligenhaus. Foto: Mathias Kehren
700 Beschäftigte arbeiten am Kiekert-Hauptsitz in Heiligenhaus. Foto: Mathias Kehren

Heiligenhaus. Gut eine Woche nach dem Insolvenzantrag läuft der Geschäftsbetrieb der insolventen Kiekert AG wieder stabil. Alle Aufträge werden wie gewohnt produziert und ausgeliefert. Dies teilte der vorläufige Insolvenzverwalter der Kiekert AG, Rechtsanwalt Joachim Exner von der Kanzlei Beck & Partner, am Freitag, 3. Oktober, mit. 


Exner hatte gleich nach dem Insolvenzantrag Kontakt zu den Kunden und Lieferanten der Kiekert AG aufgenommen, um die Fortsetzung des Geschäftsbetriebes im vorläufigen Insolvenzverfahren zu sichern. „Die Kunden und Lieferanten schätzen die Kiekert AG als zuverlässigen Geschäftspartner und haben ihre Unterstützung für den nun begonnenen Sanierungsprozess zugesagt.“

Die Löhne und Gehälter der deutschen Arbeitnehmer von Kiekert sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Dieses wird allerdings erst zum Ende des vorläufigen Insolvenzverfahrens ausgezahlt. Exner hat deshalb sofort nach Beginn des vorläufigen Verfahrens über eine Bank eine sogenannte Vorfinanzierung vereinbart. Dadurch erhalten die Beschäftigten pünktlich ihr Geld und müssen nicht wochenlang darauf warten.

Exner und sein Team haben damit begonnen, die zur Verfügung stehenden Sanierungsoptionen für die Kiekert AG zu prüfen. In einem Insolvenzverfahren geht es immer darum, die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden. Das können zum Beispiel eine Investorenlösung oder die Sanierung über einen Insolvenzplan sein, also ein Vergleich mit den Gläubigern.

Am vergangenen Donnerstag hatte der Eigentümer der Kiekert AG, der chinesische Automobilzulieferer Lingyun, gegenüber den Medien erklärt, er wolle dafür sorgen, dass der Insolvenzantrag zurückgezogen wird. „Wir sind darüber informiert worden“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter. „Konkrete Details sind uns aber nicht bekannt.“

Auch Hakan Civelek, Geschäftsführer der IG Metall – der zugleich als Vertreter der Arbeitnehmer im Gläubigerausschuss tätig sein wird – blickt optimistisch in die Zukunft und sichert dem Insolvenzverwalter seine volle Unterstützung zu. „Dass die Kunden und Lieferanten zugesagt haben, Kiekert weiter zu unterstützen, ist in erster Linie dem schnellen Handeln des Insolvenzverwalters Joachim Exner und seinem Team zu verdanken. Gleiches gilt für die Tatsache, dass die Entgelte der Beschäftigten auch über den Insolvenzgeldzeitraum hinaus gesichert sind. Das sind sehr gute Voraussetzungen, um Kiekert in Heiligenhaus schnellstmöglich aus der Insolvenz zu führen und die Arbeitsplätze vor Ort zu sichern.“