Schlangen bilden sich an Tankstellen vor allem bei günstigen Preisen: "Günstig" bedeutete am Donnerstagabend 2,05 Euro für Super und 2,12 Euro für Diesel. Foto: Volkmann
Schlangen bilden sich an Tankstellen vor allem bei günstigen Preisen: "Günstig" bedeutete am Donnerstagabend 2,05 Euro für Super und 2,12 Euro für Diesel. Foto: Volkmann

Kreis Mettmann. Nach einem explosionsartigen Anstieg zu Beginn des Kriegs in der Ukraine sinken die Preise für Benzin und Diesel langsam. Über zwei Euro stehen allerdings immer noch auf den Anzeigetafeln – auch im Kreis Mettmann.


In den vergangenen Wochen mussten Autofahrer an den Tankstellen tief in die Taschen greifen – die Preise für Diesel und Benzin lagen teils um 2,30 Euro pro Liter. Rufe nach Unterstützungsmaßnahmen wurden laut, inzwischen haben sich die Preise zumindest ein wenig nach unten korrigiert. Teuer bleibt es dennoch: über zwei Euro müssen Verkehrsteilnehmer weiterhin zahlen.

Der Rohölpreis ist ebenfalls gesunken. Nach einem Rekordstand bei der Nordseesorte Brent von 127,98 US-Dollar pro Barrel am 8. März notiert der Preis inzwischen bei 107,43 US-Dollar. Das Niveau lag zeitweise sogar wieder auf dem vor dem Krieg. Trotz sinkender Ölpreise verharren die Kosten für Benzin und Diesel auf einem hohen Niveau mit teils heftigen Schwankungen innerhalb eines Tages. Das lässt sich auf verschiedenen Vergleichsseiten (etwa clever-tanken.de) ablesen.

Kritik wird derzeit vor allem an den Mineralölkonzernen geübt. Auf Twitter schrieb etwa der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz von den Grünen: „Mein Eindruck ist, dass ein paar Ölmultis gerade den großen Reibach machen. Und einige überlegen laut darüber nach, dieses Verhalten auch noch zu belohnen. Hier läuft etwas gehörig schief.“

Mein Eindruck ist, dass ein paar Ölmultis gerade den großen Reibach machen. Und einige überlegen laut darüber nach, dieses Verhalten auch noch zu belohnen. Hier läuft etwas gehörig schief #Tankrabatt https://t.co/OC2zCmE6sR

— Danyal Bayaz (@DerDanyal) March 15, 2022

Das, und die Steuern, begründen die weiterhin hohen Preise aber nur zum Teil. Ausgemacht hat man inzwischen offenbar auch die Raffinerien. Das Bundeskartellamt gibt an, mit Hilfe der Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe „kontinuierlich die Preisentwicklung an den Tankstellen in Deutschland“ zu beobachten. Die Behörde erklärt zudem: „Neben Veränderungen des Rohölpreises können insbesondere auch andere durch die Ukraine-Krise hervorgerufene Marktentwicklungen und Verwerfungen auf der Raffinerie- und Großhandelsebene die Höhe der Preise an den Zapfsäulen beeinflussen.“ Für einzelne Produkte spielten auch Importe aus Russland eine nicht unbedeutende Rolle.

Der Präsident des Bundeskartellamt, Andreas Mundt, äußerte sich am Mittwoch zu der Thematik: „Wir beobachten die Preisentwicklung an den Tankstellen fortlaufend und sehr aufmerksam. Aufgrund der geopolitischen Lage sind die Preise flächendeckend schockartig gestiegen. Wenn die Rohölpreise jetzt wieder sinken und die Tankstellenpreise dem nicht folgen oder sogar weiter steigen sollten, muss man sich das genau ansehen. Dazu gehören mehrere Marktstufen: vom Rohölmarkt über die Raffinerien und den Großhandel bis zu den Tankstellenbetreibern.“

Auch die Deutsche Presseagentur hatte sich des Themas angenommen. Im Fokus stand dabei vor allem die Diskrepanz zwischen Ölpreisen und Spritpreisen. Die müssten zwar nicht zwingend im Gleichschritt laufen, derart entkoppelt wie zur Zeit seien die Preise aber zumindest selten, bestätigte der ADAC gegenüber der Deutschen Presseagentur. „Die Mineralölkonzerne verdienen im Raffineriegeschäft derzeit richtig gutes Geld“, gab etwa Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht gegenüber dpa an.

Der Wirtschaftsverband „Fuels and Energy“ (en2x) verwies unter anderem auf eine deutlich höhere Nachfrage und ein begrenztes Angebot am Markt, wodurch es zu höheren Produktpreisen und in der Folge auch zu höheren Tankstellenpreisen gekommen sei.

Am heutigen Freitagmorgen stiegen die Ölpreise wieder kräftig an, lagen in der Spitze bei fast 110 US-Dollar je Barrel (Brent – intraday), dann erfolgte eine Korrektur. Die Schwankungen bei den Ölpreisen halten an. Insgesamt ist das Niveau jedoch niedriger als in der Vorwoche.

Der ADAC weist monatlich die Durchschnittspreise für Diesel und Super E10 aus: die lagen im Februar 2022 bei 166,2 bzw. 174,2 Euro. Im Jahr zuvor lagen die Preise bei 127,6 (Diesel) sowie 139,4 Euro (Super E10). Besonders günstig war es im Februar des Jahres 2016: damals lag der durchschnittliche Preis für Diesel bei 98,4 Euro, für Super E10 bei 119,8 Euro.