In Hilden kam es zu einem Unfall mit einem Pedelec. Foto: Polizei/Archiv
Ein 35-jähriger Pedelecfahrer ist bei einem Verkehrsunfall in Hilden schwer verletzt worden. Foto: Polizei

Kreis Mettmann. Die Verkehrsunfallstatistik zeigt für 2022 ein gemischtes Bild: Zwar gibt es weniger Unfälle als in der Zeit vor der Corona-Pandemie, aber mehr als im Jahr 2021. 

Am Mittwoch stellte die Kreispolizeibehörde die Daten für das Jahr 2022 vor. „Wenn man die Zahlen betrachtet, muss man sagen, dass wir nach der Corona-Pandemie – analog zur Kriminalstatistik – eine Rückkehr zur Normalität beobachten“, erklärt Thomas Hendele. „Waren die Jahre 2020 und 2021 stark geprägt von gesellschaftlichen Einschränkungen, von Lockdowns, weniger Reisen und Home-Office, so erlebten wir 2022 mit der Aufhebung vieler Reglementierungen eine Rückkehr der Mobilität. Die Menschen waren wieder mehr unterwegs, und damit einhergehend erleben wir auch eine Zunahme der Verkehrsunfälle“, so der Landrat.

Insgesamt 13.174 Verkehrsunfälle registrierte die Behörde – ein Plus von 789 im Vergleich zu 2021. Das entspricht einem Zuwachs von 6,37 Prozent. Rein statistisch betrachtet kam es im Kreisgebiet im vergangenen Jahr alle 40 Minuten zu einem Verkehrsunfall. Im Jahr davor war das noch alle 42 Minuten der Fall. Es wurden 1.676 Menschen verletzt. Besonders tragisch ist die Anzahl von zwölf Verkehrstoten im Jahr 2022 – fünf mehr als im Vorjahr: „Hinter jedem dieser Unfälle steckt ein Schicksal – eine Tragödie für die Angehörigen“, so Landrat Thomas Hendele.

Deutlicher Anstieg bei Zweirad-Unfällen

Einen deutlichen Anstieg verzeichnet die Polizei bei den Unfällen mit Fahrrädern und Pedelecs: Zählte die Polizei im Jahr 2019 noch 447 sowie im Jahr 2021 noch 431 Verunglückte mit Fahrrädern und Pedelecs, waren es im Jahr 2022 rund 28 Prozent mehr: 552.

„Pedelec-Unfälle sind derzeit unser Sorgenkind Nummer 1 – hier haben wir auch eine deutliche Zunahme der Verletzten zu beklagen“, so Heiner Mies. Ferner seien in rund 50 Prozent der Unfälle unter Beteiligung von Rad- oder Pedelecfahrern die Zweiradfahrer die Unfallverursacher – 38 Prozent der Pedelec-Unfälle waren sogar Alleinunfälle ohne Beteiligung von anderen Verkehrsteilnehmenden.

„Das zeigt uns, dass wir hier ein Problem haben: Immer mehr Menschen, gerade aus der Generation 65plus, sind mit einem Pedelec unterwegs – oftmals haben sie aber kein Gefühl für das Handling ihrer Räder. Die Körperkraft und die Sinneswahrnehmungen nehmen schon ab dem mittleren Alter nach und lassen sich nur bedingt durch Erfahrungen ausgleichen. Die Pedelecs sind schnell, schwer und haben starke Bremsen – das sind viele Menschen nicht gewöhnt, und daher kommt es zu Unfällen, mitunter sogar zu tödlichen“, erklärt Heiner Mies. Vier der zwölf tödlichen Verkehrsunfälle aus dem Jahr 2022 betrafen Pedelec- oder Rad-Fahrende, drei davon waren selbst verschuldet. Mit Präventionsarbeit will die Polizei gegensteuern, auch Pedelec-Trainings in Kooperation mit der Verkehrswacht und Beratungen durch die „ASSe“ auf Wochenmärkten gehören zu den Maßnahmen.

Anstieg bei den Verkehrsunfallfluchten

Einen weiteren Anstieg verzeichnet die Polizei bei den Verkehrsunfallfluchten: Während im Jahr 2021 insgesamt 3.435 Verkehrsunfallfluchten zur Anzeige gebracht wurden, sind im vergangenen Jahr 3.747 Unfallfluchten registriert worden (plus 9,3 Prozent).

Zudem sank auch die Aufklärungsquote von 42,09 auf 36,8 Prozent: „Ein Erklärungsansatz hierfür ist, dass mittlerweile immer mehr Unfallfluchten online zur Anzeige gebracht werden – zum Teil auch erst Tage später. Wir appellieren jedoch, bei Unfallfluchten sofort die Polizei anzurufen. Nur dann können wir einen Streifenwagen rausschicken und wichtige Spuren für unsere Ermittlungsarbeit sichern“, erklärt Heiner Mies.

„Auch wenn die Anzahl der Unfälle gestiegen ist: Nach wie vor können sich die Menschen auf den Straßen im Kreis Mettmann sicher bewegen“, sagt Thomas Hendele. Verdeutlicht wird das durch den Vergleich mit den Landeszahlen: Die Verunglückten-Häufigkeitszahl lag 2022 um 20 Prozent unter dem Landesdurchschnitt. „Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall im Kreis Mettmann verletzt zu werden, ist deutlich geringer, als im übrigen Land NRW – und das obwohl wir der am dichtesten besiedelte Kreis in ganz Deutschland sind und wir hier eine starke Verkehrsbelastung haben“, so der Landrat weiter.