Kreis Mettmann. Die Jahresbilanz für den Arbeitsmarkt im Kreisgebiet fällt ernüchternd aus. Zwar besteht ein hoher Fachkräftebedarf, die Arbeitslosigkeit ist im Jahresschnitt jedoch deutlich gestiegen. Die Wirtschaftslage in Verbindung mit Transformationsprozessen und der demografischen Entwicklung sieht man bei der Arbeitsagentur als Herausforderung.
„Steigende Arbeitslosigkeit und gleichzeitig ein hoher Fachkräftebedarf haben den Arbeitsmarkt im Jahr 2024 geprägt“, bilanziert Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. Hinter dieser Entwicklung stehe nicht nur die aktuelle wirtschaftliche Schwäche. Auch der demografische Wandel und die ökologischen und digitalen Transformationsprozesse wirkten auf den Arbeitsmarkt. „Die große Herausforderung liegt in der Kombination dieser Entwicklungen“, so Tymister.
Der Chef der Mettmanner Arbeitsagentur sieht in beruflicher Qualifikation den Schlüssel, um die Chancen der Transformation nutzen zu können. Im vergangenen Jahr konnten im Kreis Mettmann laut Arbeitsagentur über 2.200 berufliche Weiterbildungen finanziell gefördert werden. „Wer einen Berufsabschluss nachholt oder sich weiterbildet, hat sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, so Tymister. „Schon heute ist der Fachkräftebedarf der Wirtschaft ohne Migration nicht mehr zu decken. Und auch die Beschäftigung geflüchteter Menschen zahlt bereits deutlich auf die Fachkräftesicherung ein. Es bestehen Fachkräfteengpässe in 33 Berufsgruppen“.
Viele Unternehmen versuchten, ihr Personal zu halten, weshalb die Beschäftigung auf hohem Niveau bleibe. „Besonders positiv entwickelten sich die Zahlen bei höher Qualifizierten sowie bei älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Insgesamt reagiert der Arbeitsmarkt damit recht robust auf die aktuellen Herausforderungen“.
Die gute Nachricht: Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit ist bislang nicht signifikant gestiegen. Sie ist ein Instrument, um konjunkturelle Schwächen in Unternehmen zu überbrücken. Auch bei den Insolvenzen gab es im Jahr 2024 noch keinen signifikanten Anstieg, wie die Arbeitsagentur mitteilt.
Die Unternehmen im Kreis Mettmann meldeten im Jahr 2024 insgesamt 8.150 neue Arbeitsstellen, das waren 457 Stellen weniger als im Jahr 2023. Gleich zeitig stieg der Bestand der freien Stellen leicht auf durchschnittlich 3.175. Im Jahr 2024 waren durchschnittlich 18.207 Menschen arbeitslos. Das waren 1.494 Personen oder 8,9 Prozent mehr als im Jahr 2023.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Kreis Mettmann ist von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf aktuell 6,9 Prozent gestiegen. Von allen Arbeitslosen sind im Jahresdurchschnitt 6.751 Personen ein Jahr oder länger arbeitslos, das sind 534 Personen oder 8,6 Prozent mehr als im Jahr 2023. Bei den Beschäftigtendaten beziehen wir uns auf März 2024. Zwar liegen die Daten auch für Juni 2024 vor, durch einen Meldefehler eines größeren Unternehmens ist die Zahl der Beschäftigten aber ab dem zweiten Quartal 2024 um rund 3.000 Beschäftigte überzeichnet. Im Kreis Mettmann waren im März 2024 insgesamt 200.385 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 1.086 Beschäftigte oder 0,5 Prozent mehr als im März 2023. Die Beschäftigung stieg insbesondere bei den höher Qualifizierten und bei älteren Menschen deutlich an. Sie liegt trotz der globalen Herausforderungen auf hohem Niveau.
Im Jahr 2024 wurden 8.150 Stellen neu gemeldet, das waren 457 Stellen oder 5,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Bestand an freien Arbeitsstellen lag im Jahresdurchschnitt bei 3.175 Stellen, das waren 36 mehr (+1,1 Prozent) als im Jahr 2023. Überwiegend handelte es sich um unbefristete Stellen (91,9 Prozent), bei denen Fachkräfte (57,2 Prozent) oder gar Experten oder Spezialisten (23,4 Prozent) gesucht wurden.
Jobcenter sieht auch Erfolg im Jahr 2024
Im Jahr 2024 konnten insgesamt 11.197 Arbeitslose ihre Arbeitslosigkeit beenden, indem sie eine neue Beschäftigung aufgenommen haben. Das waren 818 Personen oder 7,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Darunter waren 3.746 Bürgergeldbeziehende, 386 Personen oder 11,5 Prozent mehr als im Jahr 2023. Ein Erfolg, auf den das Jobcenter positiv zurückblickt.
Diese Steigerung sei zurückzuführen auf eine gezielte und umfassende Beratung, sowie auf individuell abgestimmte Weiterbildungsangebote. Ein weiterer Schwerpunkt bestand in der besonderen Unterstützung von Frauen. „Wir haben gezielt daran gearbeitet, geschlechterspezifische Unterschiede bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu minimieren und insbesondere Frauen bei der Arbeitsaufnahme zu unterstützen. Uns ist dabei ein wichtiger Schritt in Richtung Chancengleichheit gelungen“, so Nathalie Schöndorf. Das Jobcenter ME-aktiv blickt auf ein arbeitsintensives Jahr 2024 zurück und ist gut aufgestellt für die Herausforderungen im Jahr 2025.
Die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt leistet einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung im Kreis Mettmann. Im Juni 2024 waren 3.987 Menschen aus den acht Haupt-Asylherkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien) sozialversicherungspflichtig beschäftigt, von denen 63 Prozent höherqualifiziert arbeiteten – darunter 50 Prozent als Fachkräfte, 7 Prozent als Spezialisten und 6 Prozent als Experten. Arbeitslos waren im Jahr 2024 insgesamt 1.920 Personen aus diesen Ländern.
Unter den Geflüchteten aus der Ukraine hatten im Juni 2024 insgesamt bereits 1.064 eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, 55 Prozent davon in höherqualifizierten Tätigkeiten (37 Prozent als Fachkräfte, 9 Prozent als Spezialisten und 9 Prozent als Experten). Arbeitslos waren 926 Menschen aus der Ukraine.
Insgesamt arbeiteten im Juni 2024 im Kreis Mettmann 66 Prozent der sozial versicherungspflichtig beschäftigten Personen mit ausländischem Pass in höherqualifizierten Berufen.
Migration sei ein zentraler Baustein, um die Fachkräftelücke zu schließen, denn der Bedarf der Wirtschaft an qualifizierten Arbeitskräften sei ohne Zuwanderung schon heute nicht mehr zu decken, so die Arbeitsagentur. Die zunehmende Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt trage spürbar zur Stabilität und Sicherung des Fachkräftebedarfs bei. „Auch sie arbeiten überwiegend in höherqualifizierten Jobs“, hieß es.
Im Bereich der Agentur für Arbeit Velbert – auch zuständig für Heiligenhaus und Wülfrath – waren im Jahr 2024 durchschnittlich 5.051 Menschen arbeitslos, das waren 497 mehr als im Jahr 2023. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote stieg von 6,5 Prozent in 2023 auf 7,2 Prozent im Jahr 2024.