Langenfeld/Ratingen. Am Mittwoch haben Unbekannte bei einer 91-Jährigen mit einem sogenannten Schockanruf Schmuck und Bargeld erbeutet. Am Mittwoch waren es ein falscher Dachdecker, der eine 85-Jährige in Langenfeld um einen hohen dreistelligen Bargeldbetrag brachte.
Erneut kam es in Ratingen zu einem Telefonbetrug, bei dem Unbekannte eine Seniorin ins Visier nahmen – und letztendlich mit ihrer Masche erfolgreich waren. Am Mittwochmittag gegen 12 Uhr erhielt die 91-Jährige nach Informationen von der Polizei einen Anruf von einer „Justizbeamtin“. Die Betrügerin gaukelte vor, die Tochter der Ratingerin hätte einen schweren Verkehrsunfall verursacht, nun sei eine Kaution zu zahlen, um eine „sofortige Inhaftierung“ abzuwenden. Die Seniorin sicherte die Zahlung der geforderten Summe zu und vereinbarte eine Übergabe vor der Haustür.
„Am frühen Abend erschien ein Mann vor der Wohnanschrift der Ratingerin, wo ihm die Seniorin Schmuckstücke und einige hundert Euro Bargeld übergab“, so die Polizei. Später fiel der Betrug auf. Die 91-Jährige rief die Polizei. Entsprechende Ermittlungen laufen nun.
In Langenfeld wurde ein Betrüger als angeblicher Handwerker aktiv. Am Mittwochmittag brachte der Unbekannte eine 85-jährige Langenfelderin um Geld, indem er vorgab, als Dachdecker einen Wasserschaden reparieren zu müssen. Der Polizei zufolge kam es gegen 14 Uhr zu der Tat. Der Mann klopfte am Küchenfenster der 85-Jährigen und erzählte, er habe von außen ein Loch im Hausdach des Reihenhauses in Richrath festgestellt. Er wollte hinein, um das Dach zu überprüfen.
„Die Seniorin gewährte dem Mann Einlass und ging mit ihm in das Dachgeschoss des Hauses“, so die Polizei. „Dort zeigte der Betrüger der Seniorin im Bad einen angeblichen Wasserschaden an der Wand. Dieser müsse repariert werden“. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen habe der Mann in einem unbemerkten Moment eine Mappe mit einem hohen dreistelligen Bargeldbetrag gestohlen und das Haus fluchtartig verlassen. Die Seniorin bemerkte das Fehlen des Geldes und rief die Polizei.
Der Tatverdächtige soll circa 175 cm groß und circa 25 Jahre alt gewesen sein. Er hatte kurze braune Haare und trug zur Tatzeit dunkle Kleidung.
Kriminalstatistik: Betrugsdelikte machen Sorgen
Immer wieder nehmen Betrügerinnen und Betrüger vor allem älteren Menschen ins Visier, weil sie als vermeintlich leichte Opfer gelten und die Täter sich höhere Erfolgschancen ausrechnen. Die Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen machen der Polizei vor dem Hintergrund der Fallzahlen Sorge – das ging zuletzt aus der polizeiliche Kriminalstatistik zum Jahr 2022 hervor, in der die Behörde Straftaten erfasst.
Im vergangenen Jahr ist es im Kreisgebiet zu 1.942 Taten gekommen – 95 Prozent davon blieben im Versuchsstadium stecken. In diesen Fällen kam es zu keinen finanziellen Schäden. Die Schadenssumme der vergleichsweise wenigen erfolgreichen Betrugstaten ist dennoch: rund zwei Millionen Euro waren es im Jahr 2022. Laut Polizei war das eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr.
Bei den erfassten Taten handelt es sich allerdings nur um die aufgedeckten Vorfälle, das sogenannte Hellfeld. „Man muss davon ausgehen, dass die Dunkelziffer noch einmal um ein Vielfaches größer ist“, erklärte der Leitende Kriminaldirektor Thomas Schulte bei der Vorstellung der Statistiken im Frühjahr.
Die Kreispolizeibehörde ist daher bemüht, vor allem ältere Menschen und deren Angehörige über Taten und Präventionsmaßnahmen aufzuklären. Das geschieht vor Ort in den Städten im Rahmen von Informationsveranstaltungen, aber auch regelmäßig mit jeder neuen aufgedeckten Tat in den Sozialen Medien sowie im Internet und in der Zeitung.
Die Polizei warnt daher auch vor dem Hintergrund der aktuellen Fälle erneut und eindringlich vor den verschiedenen Betrugsmaschen: „Seien Sie stets skeptisch, wenn Sie Anrufe oder Nachrichten von unbekannten Nummern erhalten, sich jemand als eine Amtsperson ausgibt und im weiteren Verlauf Geldsummen oder Schmuck gefordert werden. Weder die Polizei noch die Justiz nehmen Kautionssummen in Verwahrung“, so die Behörde.
Fremde solle man nicht in die Wohnräume lassen. Mitarbeiter der Stadtwerke oder von Telefon- oder Internetanbietern sowie Handwerker kündigten sich in der Regel vor ihrem Besuch an und stehen nicht einfach plötzlich vor der Haustür, mahnt die Polizei. „Verlangen Sie immer einen Dienstausweis – doch Vorsicht: auch dieser kann gefälscht sein“, hieß es.
Helfen kann in derartigen Fällen eine Rücksprache mit Angehörigen, Nachbarn oder Bekannten. „Legen Sie im Zweifelsfall einfach auf und informieren Sie die Polizei unter der 110“, rät die Kreispolizeibehörde.
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