Einsatz für Polizei und Rettungskräfte im Stadtgebiet. Foto: Volkmann/symbolbild
Einsatz für Polizei und Rettungskräfte im Stadtgebiet. Foto: Volkmann/symbolbild

Essen. In Essen ist es zu einer folgenschweres Familientragödie gekommen. Ein 55-Jähriger soll zunächst seine 19 Jahre alte Tochter getötet und sich dann selbst vor einen Zug gestürzt haben. Grund ist offenbar die Betrugsmasche des sogenannten Lovecammings, mit der der Mann sich hoch verschuldete. Die Polizei appelliert: „Vertrauen Sie sich anderen Menschen an und sprechen über den
Betrug“.


Am Abend des 19. Juli kam eine 22-Jährige zur Essener Polizeiwache und erklärte, sie mache sich Sorgen um ihren Vater. Der sei, obwohl ansonsten sehr zuverlässig, nicht zu einem Treffen erschienen.

„Einsatzkräfte suchten daraufhin die Wohnanschrift des 55-jährigen Mannes auf“, hieß es. Auf Klingeln und Klopfen öffnete niemand. Die Feuerwehr Essen öffnete daraufhin die Tür.

„In der Wohnung fanden die Polizisten die Leiche einer 19-jährigen deutschen Frau, die augenscheinlich Opfer eines Tötungsdelikts wurde“, teilt die Polizeibehörde mit. Die Ermittlungen in dem Fall übernahm eine Mordkommission unter der Leitung der Essener Staatsanwaltschaft Essen. Die Behörden leiteten Suchmaßnahmen ein  um den vermissten Familienvater zu finden.

Um kurz nach Mitternacht des Folgetages  erhielten die Essener Kriminalisten über die Bundespolizei Kenntnis von einem Mann, der in der Nachbarstadt Mülheim an der Ruhr von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden sei.

„Hierbei stellte sich schnell heraus, dass es sich um den Vater der jungen Frau handelte“, so die Polizei. In der Wohnung hätten die Ermittler mehrere Abschiedsbriefe des Mannes gefunden.

Auch einen Grund für die Taten konnte die Polizei offenbar herausfinden: Laut Behörde sei der 55-Jährige über einen längeren Zeitraum Opfer von sogenannten „love scammern“ oder „romance scammern“. Die Betrügerinnen oder Betrüger spielen ihrem Gegenüber in den sozialen Medien oder auf Dating-Portalen die große Liebe vor. „Wenn ein gewisses Vertrauensverhältnis und eine Beziehung aufgebaut wurden, werden Notsituationen oder andere Lügen vorgespielt, um das Opfer zur Überweisung von Geld zu bewegen“, so die Polizei über die Masche. Der Familienvater habe sich in diesem Zusammenhang hoch verschuldet und einen fünfstelligen Geldbetrag auf das Konto der Betrüger überwiesen.

Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass der Familienvater aufgrund der durch das Betrugsdelikt eingetretenen finanziellen Not zunächst seine Tochter tötete und später auf die Gleise trat, um Suizid zu begehen.

Vor dem Hintergrund dieses Falles appellieren die Ermittler an Betroffene: „Machen Sie sich keine Vorwürfe“. Man solle sich in solche Fällen anderen anvertrauen. Auch an Angehörige richtet die Polizei ihren Appell: „Machen Sie dem Betroffenen im Nachgang keine Vorwürfe“,   stattdessen solle man Hilfe anbieten. In jedem Fall solle man die Polizei informieren.

Anmerkung der Redaktion: Bei Stimmungsschwankungen, Depression oder Suizidgedanken kann die Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 111 0 111 oder über die Webseite www.telefonseelsorge.de helfen – anonym und kostenfrei. Anrufe  werden nicht auf der Telefonrechnung aufgelistet.