Unten der Rad- und Wanderweg durch das Angertal, oben die Brücke der A 44, über die noch keine Autos fahren können, weil es am Ende der Brücke nicht weitergeht Richtung Ratingen-Ost. Das soll sich nach dem jüngsten Beschluss der Bezirksregierung ändern. Foto: Mathias Kehren

Düsseldorf/Kreis Mettmann. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat die Voraussetzungen für den Weiterbau der A 44 von Heiligenhaus nach Ratingen-Ost geschaffen.

Die Nachricht kam aus Düsseldorf: „A 44 Lückenschluss: Planfeststellungbeschluss ist gefasst“, meldete die Behörde des Regierungspräsidenten Thomas Schürmann. CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Jan Heinisch kommentierte das kurz drauf: „Diese wunderbare Nachricht mag man ja kaum glauben.“ Die Stadt Heiligenhaus schrieb von einer „langersehnten Nachricht“.

Die Ungläubigkeit vieler liegt in der Historie begründet. Denn eigentlich sollte die in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angestoßene Autobahn von Niederberg nach Düsseldorf schon längst fertig sein.

Die Industrie- und Handelskammer ist überzeugt, „dass die weiteren Arbeiten zur Fertigstellung beginnen können“, wie sie in ihrer Stellungnahme schreibt. Das sei ein „wichtiges Zeichen für die Wirtschaft der Region“.

Neben dem Jubel vieler über die Verkündung versuchen wir zu ergründen: Was heißt das eigentlich? Wird die A 44 jetzt gebaut?

Jurist Jan Heinisch sieht das so: Gegen den neuen Beschluss könnten zwar Rechtsmittel eingelegt werden, er hält die Zahl potenzieller Kläger aber für sehr gering. Der „große Rest“ der Autobahn sei ja seit 2009 bestandskräftig genehmigt: „Die Klagen wurden allesamt abgewiesen“, bis auf die eines Landwirts, der eine Abfindung erhalten habe.

Die Bezirksregierung erklärt das so: 2007 wurde der Planfeststellungbeschluss zum Bau der Autobahn gefasst. Dagegen gab es Klagen. Deshalb musste die Entwässerung im Bereich Homberger Bach neu geplant werden. „Ich bin froh, dass wir das Verfahren nach einem sehr aufwändigen Prozess mit vielen erforderlichen Abstimmungen nun endlich beenden konnten“, sagt Regierungspräsident Thomas Schürmann.

Sollte es keine weiteren Klagen geben, erhält der Beschluss Rechtskraft. Dann ginge es noch um die Frage, wie schnell das Baurecht umgesetzt werden kann. Nach Einschätzung der Stadt Heiligenhaus heißt das, dass die Bauleistungen ausgeschrieben und vergeben werden müssen.

Zuständig ist die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES). „Dieser Prozess dauert ca. zwölf Monate“, schätzen Björn Kerkmann und Andreas Sauerwein, Beigeordnete der Stadt Heiligenhaus. „Im Anschluss muss mit drei Jahren Bauzeit für Strecke und weitere Bauwerke gerechnet werden.“

Die CDU-Landtagsabgeordneten Heinisch und Martin Sträßer jedenfalls fordern nun von Bundesverkehrsminister Wissing und der von ihm beauftragten Baugesellschaft DEGES, dass sie „jetzt auch beim Bau Vollgas geben“. „Die Menschen und die Wirtschaft hier haben lange genug gewartet. Jetzt müssen alle Geldmittel und alle Möglichkeiten mobilisiert werden, damit der Abschnitt so schnell als möglich unter Verkehr gehen kann.“

Unser Kommentar zur aktuellen Entwicklung

Kommt sie oder kommt sie nicht? Und wenn ja, wann? „Glaube ich erst, wenn ich es sehe.“ Das Thema A 44 und Lückenschluss ist der Jahrzehnte währende Dauerbrenner der Region. Die Zweifel, dass das Projekt irgendwann einmal Wirklichkeit wird, sind weit verbreitet. Zu oft schon wurde verkündet, jetzt ist es so weit. Endlich. Und dann war wieder nichts.

Die Zeiten, in denen Pro und Contra der Autobahn diskutiert wurde, sind lange vorbei. Eine Autobahn zerstört immer Landschaft. Wer das nicht glauben will, muss nur einmal ins Angertal fahren. Aber die Befürworter des Lückenschlusses stellen hier die große Mehrheit, ganz sicher jedenfalls politisch. Auch das hat nicht geholfen, das Verfahren zu beschleunigen.

Jetzt wird wieder gejubelt. Aber bei aller Freude darf nicht vergessen werden: Der Schaden durch die ewigen Verzögerungen ist längst eingetreten. Und er ist unumkehrbar. Das allein kann man an den unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen ablesen, die die Städte Velbert und Ratingen in den vergangenen Jahrzehnten genommen haben.

Der frühere Bundesabgeordnete und Velberter Bürgermeister Heinz Schemken war es, der visionär die „Anbindung an die Rheinschiene“ forderte. Er hat den Boom von Düsseldorf und Umland vorhergesehen, als es den noch gar nicht gab. Und durch die Autobahn sollte – und soll – Niederberg teilhaben an diesem Boom.

Heinz Schemken hat den ersten Teil des Autobahnbaus noch erlebt. Seit seinem Tod sind auch wieder zwei Jahre ins Land gegangen. Für seine Nachfolger aber könnte es nach der Entscheidung aus Düsseldorf heißen: Es wird tatsächlich was. Der Lückenschluss wird gebaut. Wir werden es doch noch erleben.