Tamino, der Gaukler, sorgt dafür, dass es Besuchern an auch kalten Wintertagen warm ums Herz wird. Foto: Volkmann
Tamino, der Gaukler, sorgt dafür, dass es Besuchern an auch kalten Wintertagen warm ums Herz wird. Foto: Volkmann

Velbert. Der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Neviges läutet die Adventszeit ein. Der Start gelang bei bestem Wetter und mit vielen Besuchern. 


Der Mittelalter-Weihnachtsmarkt in Neviges hat am ersten Veranstaltungstag bereits zahlreich Besucher angelockt. Knackig kalte Temperaturen und Sonnenschein boten am Samstag perfekte Bedingungen für den Start des Festmarktes auf dem Areal der Vorburg des Schlosses Hardenberg. Bereits kurz nach der Eröffnung bildete sich am Eingang eine Schlange. Das Interesse ist auch dieses Jahr groß. Nicht ohne Grund: „Der Markt ist ein Ort der Entspannung“, freut sich Andrea Hofer, die gemeinsam mit Ute Meulenkamp und Lutz Lembach für die Marktorganisation verantwortlich ist. „Wir haben aber viele helfende Hände“, ergänzt Lembach. Das Velberter Trio kümmert sich um die Werbung, ordnet die Finanzen und stellt sicher, dass mit den sanitären Anlagen alles rund läuft. Andrea Hofer dreht an den beiden Markttagen ihre Runden, kümmert sich um die Händler und die Besucher. „Wir haben immer offene Ohren und möchten, dass alle sich wohlfühlen“, so Hofer.

Der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Neviges feiert dieses Jahr einen runden Geburtstag: zum zehnten Mal findet die Veranstaltung bereits statt – und sie gehört inzwischen wie auch der Mittelaltermarkt im Sommer fest zum Programm im Nevigeser Event-Kalender. Viele der Händler sind Wiederholungstäter, kommen nicht selten seit Jahren nach Neviges, wenn die Marktgilde zu Hardenberg ruft. Felle, Geschnitztes, Leckeres vom Grill, Feines aus Honig – es gibt viele Gründe, dem kleinen Weihnachtsmarkt einen Besuch abzustatten. Keinesfalls fehlen darf ein Becher Met – für den Honigwein sorgt Andreas Schmitz, der mit seinen Produkten extra aus der Eifel anreist. „Ich bin auch Imker“, erklärt Schmitz. Der Rentner ist auf Qualität bedacht. „Geschwefelt wird bei uns nicht“, stellt er klar. Dem Met gibt er die Zeit zum Reifen. Das kommt gut an bei den Leuten. „Wir versorgen überwiegende Stammkunden“, freut sich Schmitz. An seinem Stand „Der Zeidler“ ist auch in Neviges durchgehend etwas los. Die Besucher kosten und nicht selten kaufen sie auch sein „Naturprodukt aus Herstellung mit Herz“.

Der Weihnachtsmarkt ist ein Familienfest im doppelten Sinne. „Hier können auch die Eltern einfach mal entspannen“, freut sich Andrea Hofer. „So frei herumlaufen wie hier, können die Kleinen auf den kommerziellen Weihnachtsmärkten nicht“. Kindergeschrei hört man nicht, was dafür spricht, dass der Nachwuchs wie gefesselt ist von der kleinen Zeitreise in das Mittelalter. „Es gibt einige Regeln“, erklärt Hofer. Nach außen hin müssten alle Händler darauf achten, dass ihre Stände auch tatsächlich einen mittelalterlichen Charme versprühen. Am Ende läuft oft alles glatt, es hilft, dass die Akteure sich gut kennen. „Wir sind eine Familie“, meint Hofer. Auch die gestiegenen Kosten, mit denen viele Vereine zu kämpfen haben, seien eine Herausforderung, vor allem dieses Jahr. „Die Eintrittspreise haben wir trotzdem nicht erhöht!“.

Für Stimmung sorgt unter anderem Tamino. „Ich bin ein Weihnachtself“, stellt er klar. Er ist hauptberuflich Gaukler, tourt über mittelalterliche Märkte und macht den Leuten und mit ihnen Spaß, holt sie hierzu auch gern auf die Bühne. Max und Linda hat es am Samstag in Neviges erwischt: dem Messer oder Keulen jonglierenden Spaßmacher gilt es dann mutig zuzuschauen – oder man packt mit an, etwa bei einer kleinen Feuershow. „Die fetten Schnecken“ sorgen hingegen für die musikalische Untermalung. Töne von Geige und Harfe erklingen, lassen die Besucher einen kurzen Moment innehalten.

Mit seiner Atmosphäre trumpft der kleine Markt letztlich ganz groß auf. Noch schöner wird es im Dunkeln. Lichter, Tannenbäume und kleine Feuerstellen sorgen für Besinnlichkeit, unterstreichen die Stärken des Marktes. „Wir sind ein Geheimtipp“, freut sich Lutz Lembach. Wem der Trubel auf den Weihnachtsmärkten in den Metropolen zu groß ist, der findet in Neviges das Kontrastprogramm. Dass der mittelalterliche Weihnachtsmarkt wenige Fußminuten vom berühmten Mariendom entfernt parallel zum Herzog-Wilhelm-Markt in Wülfrath und dem Blotschenmarkt – beides echte Publikumsmagneten – in Mettmann stattfindet, sei für die Marktgilde zu Hardenberg überhaupt kein Problem, so Andrea Hofer. „Die Leute kommen gern zu uns, sie mögen die Gemütlichkeit“. Für viele ist der Besuch eine Auszeit. „Man muss mal drauf achten“, lenkt Hofer den Blick. „Hier sieht man kaum Handys“. Und tatsächlich lassen viele Besucher ihre Smartphones weitestgehend in den Taschen, genießen stattdessen gute Gespräche an den Ständen oder in den Gängen. Hie und da werden Fotos gemacht oder Videos gedreht, aber insgesamt lassen viele Gäste sich auf die kleine Zeitreise ein und verzichten auf die elektronische Ablenken. „Das tut auch mal gut“, freut sich Andrea Hofer.

Der Mittelaltermarkt stehe auch für Ursprünglichkeit und das Weihnachten von damals. „Da ging es um Gemeinsamkeit und Zusammenhalt, um die Familie und das Zusammenkommen“, erklärt Hofer.

Bekannt ist der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Neviges längst auch über die Landesgrenzen hinaus. „Man muss auf die Autokennzeichen achten. Da stehen Wagen aus den Niederlanden, Frankreich oder Belgien.“ Apropos Autos: die hatten Besucher auf dem Parkplatz abstellen können. „Die Technischen Betriebe haben uns unterstützt und Platz geschaffen“, lobt Hofer.

Gekommen sind Andrea Hofer und Lutz Lembach eher zufällig zum Mittelalterthema, aber es hat ein Feuer entfacht, das nun seit Jahrzehnten brennt. Aus Neviges sind die mittelalterlichen Märkte kaum mehr wegzudenken, denn sie locken Besucher zahlreich an. Viele Hundert seien es mindestens, freut sich die Cheforganisatorin.

Am Sonntag, 1. Dezember, öffnet der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossareal von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene vier Euro, Gewandete zahlen drei Euro. Für Kinder ab sechs Jahren kostet es 1,50 Euro.

Danach bereitet der Verein sich auf dem Sommer vor, denn auch dann soll es wieder mittelalterlich werden in Neviges.