Wülfrath. Die Stadt erhält einen neuen Klang: Zur Adventszeit sollen drei neue Bronzeglocken in der Evangelischen Stadtkirche läuten.
Es war 1940, als die Nazis die Glocken beschlagnahmen ließen. Am 20. Januar 1942 wurden die Bronzeglocken aus der Stadtkirche abgeholt und für Kriegszwecke eingeschmolzen.
Zwei Jahre nach Kriegsende konnte die Gemeinde neue Glocken beim Bochumer Verein bestellen. Im Internet gibt es eine lange Liste, welche Geläute der damalige Montankonzern in seinen Stahlwerken herstellte. Den Konzern gibt es nicht mehr, die Glocken der Wülfrather Stadtkirche läuten noch. Fast genau 75 Jahre sind seit der Glockenfeier am 25. April 1948 vergangen. 76 Jahre aber werden die Stahlglocken nicht erreichen, denn sie sollen noch in diesem Jahr ersetzt werden.
Hintergrund: Vor zwei Jahren hat die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde eine Spendenaktion veranstaltet, weil der Glockenstuhl erneuert werden muss. Die 20.000 Euro dafür hat die Gemeinde im sogenannten Crowd-Funding zusammenbekommen. In diesem Jahr hat dann das Prebyterium den Beschluss gefasst, im Rahmen dieser Arbeiten auch gleich neue Glocken anzuschaffen. Und das wird ungleich teurer werden.
Jedoch hat ein Sachverständiger der Landeskirche den Wülfrathern die Erneuerung empfohlen. Klöppel und der Rand der Glocken zeigen Abnutzungserscheinungen. Außerdem attestiert der Gutachter der mittelalterlichen Kirche ein „unpassendes, zu großes und zu lautes Stahlgeläut“. Er empfiehlt, „in Anlehnung an den historischen Bestand“ in der Kirche wieder Glocken aus Bronze aufzuhängen.
Diesem Rat ist das Presbyterium der Gemeinde letztlich gefolgt. „Die Glocken sind in Auftrag gegeben“, berichtet Baukirchmeister Manfred Hoffmann. Eine Firma in Südddeutschland hat den Auftrag bekommen. Es wird allerdings Sommer werden, bis die neuen Glocken aus Bronze gegossen werden können. Das Unternehmen hat viel zu tun.
Auch das Dach des Kirchturms muss saniert werden. Vermutlich im September soll dann ein großer Kran auf dem Kirchplatz stehen, der – durch ein Loch im Dach – die alten Glocken aus dem Turm holt und die neuen Bronzeglocken hineinhebt. Zwischenzeitlich finden die Arbeiten am Glockenstuhl statt, wird der vorhandene Unterbau des Glockenstuhls „reaktiviert“, in dieser Zeit wird es vorübergehend kein Glockengeläut geben.
Spätestens zum neuen Kirchenjahr, das mit dem ersten Advent beginnt, sollen die neuen Glocken läuten. Dann ohne „Klangdefizite und Lautstärkenprobleme“, die der Gutachjter festgestellt hat. Mit den neuen Bronzeglocken soll die Kirche „in einen authentischen Zustand zurückversetzt werden“.
Baukirchmeister Manfred Hoffmann und seine Mitstreiter hoffen, dass die Menschen in Wülfrath die Erneuerung der Glocken wieder finanziell unterstützen werden, wie einst schon bei den Stiftungen zu Anfang der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Einzelheiten dazu wollen sie noch vorstellen, ein Spendenkonto gibt es aber schon: KD Bank, IBAN DE91 3506 0190 1010 1580 16. Stichwort „Glocken“. Die Investition wird beträchtlich sein, soviel steht schon fest. „Aber“, so gibt Manfred Hoffmann zu bedenken“, es ist auch eine Investition für die nächsten 200, 300 Jahre.“