Daniel Stanojevic führt das Bistro "Il tramonto" im Ortskern von Neviges. Foto: Volkmann
Daniel Stanojevic führt das Bistro "Il tramonto" im Ortskern von Neviges. Foto: Volkmann

Velbert. Das Café an der Sprudelplatte in der Nevigeser Altstadt blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Als „Il tramonto“ führt nun der Düsseldorfer Daniel Stanojevic die Geschäfte in dem Familienbetrieb. Vor allem der Kaffee kommt gut an. 


In seinem Café und Bistro möchte der Gastronom Daniel Stanojevic die Nevigeser verwöhnen. Seit Mitte August führt der 32-Jährige den Betrieb – und es geht familiär zu. Ehefrau Algieri backt und kocht, Stanojevics Schwester hilft im Service, die beiden Kinder im Alter von drei und fünf Jahren sorgen mitunter für junges Leben in den Räumen. Und es geht multikulturell zu. Daniel Stanojevic stammt gebürtig aus Serbien, seine Frau aus Italien. Die Familie wohnt in Düsseldorf, pendelt täglich nach Neviges, um das Café zu öffnen und zu schließen. Dazwischen liegen viele Stunden, denn die Öffnungszeiten im „Il tramonto“ sind lang: von montags bis sonntags ist das Café ab 9 Uhr geöffnet, donnerstags schließt Stanojevic sogar noch eine Stunde früher auf. Der Betrieb läuft das stets bis 22 Uhr – bis zum „Sonnenuntergang“. Genau das bedeutet „Il tramonto“ nämlich.

Kuchen, Süßgebäck und Desserts ergänzt die Gastronomiefamilie mit herzhaften Nudelgerichten und Salaten. Der heimliche Star im neuen Nevigeser Bistro ist allerdings der Kaffee. Das bestätigt Stammgast Thomas Beller. „Das ist seine eigene Kreation und das schmeckt man“, meint Beller, der fast täglich im Café zu finden ist. Kräftig, würzig und sehr gut geröstet sei der Kaffee, habe eine „schöne Blume“. Ginge es um Wein, wäre damit der Geruch gemeint.

Geheimnisvolle Bohnenmischung für den Kaffeegenuss

Die genaue Zusammensetzung der Bohnenmischung ist ein Betriebsgeheimnis. Daniel Stanojevic verrät allerdings, dass fünf Sorten dafür gemischt werden – „die kommen von tropischen Inseln“. „Die Bohnen werden eigens für uns geröstet“, freut sich der Vollblutgastronom, der mit dieser Idee seine Gäste überzeugen möchte. Die ausgerechnet dieses Konzept um hausgemischten Kaffee nach Neviges komme? Stanojevic geht es um Qualität: „Wir haben uns gesagt: Entweder wir machen es richtig oder gar nicht!“.

Zum Konzept gehört daher auch eine Siebträgermaschine, die in der Profivariante mehrere Tausend Euro kostet. Und damit am Ende auch ein gutes Ergebnis in den Tassen landet, beschäftigt Daniel Stanojevic einen Barista. „Er verziert den Kaffee ganz professionell mit kleinen Bildchen“.

An Schönwettertagen sind die Plätze im „Il tramonto“ gut belegt, für die Familie bedeutet das dann Stress. Die wenigen Schritte zwischen Küche und Außenbereich summieren sich zu Kilometern. Stanojevic – seit vielen Jahren Fußballer – legt die Strecke mühelos zurück. Er rotiert für seine Gäste, schenkt ihnen aber stets ein Lächeln. „Manchmal braucht man 100 Hände“.

Wenn es „rappelvoll“ sei, beispielsweise am Markttag, müssten Gäste auch Geduld mitbringen: „Die meisten haben Verständnis“, freut sich der Gastronom. „Die Leute hier sind nett“. Er, seine Ehefrau und die Kinder fühlen sich gut aufgenommen von den Nevigesern.

Stanojevic zieht für die Schönheit des Ortskerns Parallelen mit München – dort hat er einige Jahre gewohnt – und Kalabrien – dort stammt Ehefrau Algieri Stanojevic her. Enge Gassen und eine tolle Altstadt habe Neviges, schwärmt der 32-Jährige. Und weil es ihm so gut gefällt, möchte er einen Teil dazu beitragen, Leben in den Stadtbezirk zu bringen. „Kleine Feste“ kann Stanojevic sich vorstellen, vielleicht als Aktion sogar einen Pianospieler an der Sprudelplatte – dazu ein Wein oder Bier.

Damit letztere Getränke verkauft werden dürfen, müsste allerdings zunächst eine Schanklizenz für alkoholische Getränke her. „Bei der Stadt hakt es da etwas“, ärgert sich der Gastronom über die Bürokratie und hofft darauf, den Bescheid bis spätestens Ende September in den Händen zu halten. Dann stünde auch dem Glühwein in der kalten Jahreszeit nichts mehr entgegen, auch das ist eine Idee für das „Il tramonto“: Im Winter sollen die Gäste draußen unter Decken und neben einem Heizpilz sitzen und einen Gewürzwein trinken können.

Was besser laufen könnte? „Einige Passanten könnten mehr Mut haben“, meint Stanojevic. Wer in der Fußgängerzone unterwegs sei, solle einfach mal im Bistro vorbeischauen und einen Kaffee trinken. „Manche zögern, trauen sich irgendwie nicht“. Mit den Nevigesern und Stadtgästen möchte Daniel Stanojevic nämlich auch ins Gespräch kommen. „Ich mag alte Geschichten“, erklärt er. Auch das sei ein Grund gewesen, sich für das Ladenlokal mit seiner hundertjährigen Historie zu entscheiden.