Die A44 im Bereich der Hofermühle. Foto: Mathias Kehren
Die A44 im Bereich der Hofermühle. Foto: Mathias Kehren

Ratingen. Der Lückenschluss auf der A44 ist ein politisches und rechtliches Kuriosum: Ausgerechnet als sich das Projekt nun auf der vermeintlichen Zielgerade befand, ging ihm die Luft auf. Der Ratinger Stadtrat drängt nun darauf, die letzten Kilometer fertig zu bauen. 


Der Rat der Stadt Ratingen wendet sich mit einem Schreiben an den Bundesverkehrsminister, den Bundesfinanzminister und die Mitglieder des Deutschen Bundestages. Die Kernbotschaft: Man möge den Bau der letzten vier Kilometer zur Vollendung der A44 im Kreis Mettmann für 2026 sichern.

“Dieses allerletzte, circa vier Kilometer kurze Teilstück der A44 steht für die Sinnhaftigkeit der bestehenden Teilstück-Autobahnanbindung des Bergischen Landes – insbesondere Velbert, Wülfrath und Heiligenhaus – sowie des Essener Südens an die A3, die Landeshauptstadt Düsseldorf und den Flughafen Düsseldorf schlechthin”, ist in dem Schreiben zu lesen, das die Ratinger Fraktionen der CDU, Grünen, SPD, BU und FDP gemeinsam verfasst haben. Ohne das abschließend rechtssicher planfestgestellte kurze Stück sei der vollendete erste Lückenschluss-Bauabschnitt weitgehend entwertet, mahnen die Lokalpolitiker.

Das Ausbleiben der Fertigstellung des einstigen Prestigeprojekts und heutigen Mahnmals für die Widrigkeiten im Infrastrukturausbau hat für Ratinger sowie Heiligenhauser Bürgerinnen und Bürger teils erheblich Auswirkungen: “Der gesamte Schwer- und Berufsverkehr quält sich unverändert über Landes- und Kreisstraßen, unter anderem durch Ratingen-Homberg, Ratingen-Hösel, Heiligenhaus-Hofermühle mit täglichen, massiven Staus und mit negativen Folgen für die Wirtschaft, die Bürger und den Umweltschutz”.

Der endgültige Lückenschluss sei für die heimische Wirtschaft und die betroffenen Gemeinden von großer Bedeutung. Dass die Planungen für die Autobahn vor über einem halben Jahrhundert begonnen haben, aber bis heute nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten, ist für viele Bürger der Städte im Kreis Mettmann nicht zu verstehen. In der Region nimmt man es mit viel Humor: Selbst Mittvierziger kommentieren in den Sozialen Medien oft, sie würden den A44-Lückenschluss nicht mehr erleben.

In dem Schreiben der Fraktionen an die Bundesregierung in den Bundestag mahnt man an, dass solche kurzen Fertigstellungsabschnitte von Autobahnen schnell und mit relativ geringen Finanzmitteln zu realisieren seien. “Es kann grundsätzlich nicht eingesehen werden, dass solche geringfügigen „Lückenschlüsse“ einem Autobahnneubau erheblicher Streckenlänge in der Priorität unterschiedslos gleichgestellt werden. Solch kurze Lückenschlüsse müssen in der Entscheidung eine eigene Kategorie bilden, weil sie schnell hohen Nutzen entfalten und den Bau-Stau sichtbar auflösen”.

Nach jahrzehntelangen Enttäuschen seien durch das Sondervermögen für Infrastruktur mit Recht neue Hoffnungen bei der betroffenen Bevölkerung und der heimischen Wirtschaft geweckt worden. “Eine Nichtberücksichtigung würde in der aktuellen Lage als Versagen der demokratischen Institutionen für nachhaltige Frustration in der Region sorgen und letztlich die Demokratie schwächen”. Der Lückenschluss solle daher für 2026 jetzt finanziell
abgesichert werden.