Ratingen. Die Deutsche Bahn steht in Ratingen bezüglich der Wiederherstellung der Strecke für die S6 vor dem Start der Baumaßnahmen. Mitte Juni soll es losgehen mit dem Rückbau, zum Monatsende solle man dann die Bagger rollen sehen.
Nach dem Hangrutsch im Januar 2024 musste die S-Bahnstrecke der Linie S 6 zwischen Essen und Ratingen-Hösel gesperrt werden – besonders Pendler standen vor großen Problemen. Zu dem Dilemma kam es aufgrund der Wetterlage in Verbindung mit den örtlichen Gegebenheiten: Steine Hangbereiche und viel Regen führten zum Bruch – und zu großen Schäden. „Alles, was wir brauchen, um fahren zu können, wurde beschädigt“, so Marija Sunjevaric, die das Projekt der Instandsetzung leitet. Sie erklärt zudem, wo die Probleme anschließend lagen, nämlich vor allem im Bereich behördlicher Genehmigungen. Das Niederschlagswasser durfte nicht in den Oberweger Bach geleitet werden – das war zu Zeiten des Baus der Ursprungsstrecke anders, denn: „Damals gab es die Genehmigungen nicht“, so Sunjevaric. „Der Streckenbereich ist sehr alt“. Weil eine 1:1-Ernerung nicht möglich war, musste die Deutsche Bahn ihre Maßnahmen umplanen, sich mit dem Eisenbahnbundesamt, der Unteren Wasserbehörde und dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband abstimmen sowie entsprechende Genehmigungen einholen. Das habe am Ende schneller geklappt als üblich. Statt einer Wartezeit von rund anderthalb Jahren gab es die notwendigen Papiere innerhalb von drei bis vier Monaten.
Somit ist inzwischen ist klar: Die Inbetriebnahme der S6 durch das Ratinger Stadtgebiet bis zum 14. Dezember ist weiter auf Kurs, wie die Deutsche Bahn am Dienstag mitteilte.
Die Vorarbeiten liefen bereits, so Sunjevaric. Am 10. Juni solle der Rückbau beginnen, Ende Juni sollen dann auch Bagger zu sehen sein. Um die Ausführung der Maßnahmen kümmert sich eine Arbeitsgemeinschaft aus vier Baufirmen. Unter anderem werden zur Sicherung rund 10.000 Quadratmeter Hang vernetzt; die Bohrpfäle reichen dabei bis zu zehn Meter tief in das Erdreich.
Ein Aber gibt es allerdings: „Ab 30. Juni wird es für Pendler zunächst etwas schwieriger“, teilt DB NRW-Sprecher Dirk Pohlmann mit. Der Grund dafür sind umfangreiche Baumaßnahmen bei gleichzeitiger Maßnahmenbündelung. Konkret wird die Deutsche Bahn dann nicht nur dafür sorgen, dass die S6 wieder rollen kann, sondern auch für das kommende Jahr vorgesehene Maßnahmen vorziehen. Das betrifft vor allem die Modernisierung, um die Alttechnik im Bereich der Stellwerke bis 2028 in neue Elektronik zu überführen.
„Die Strecke hat für uns eine immens große Bedeutung“, erklärt Hans Mattevi von der DB InfraGo. Das gelte vor allem für den Berufsverkehr, aber auch für Ausflugsfahrten. Im Zuge der Modernisierung werden 15 Kilometer Gleise ausgetauscht, über 80 Kilometer Kabel verlegt, 33 Signale vorbereitet, sowie nach Bahnangaben 24.600 Schwellen und 30.000 Tonnen Schotter eingebracht. Auch die beiden Bahnübergänge auf Essener Stadtgebiet, namentlich Kattenturm und Wolfsbacher Straße, werden erneuert.
Für S6-Pendler ergibt sich für die Bündelung der Arbeiten der Vorteil, dass das kommende Jahr 2026 laut DB „baufrei“ sein soll. So soll es durchgängige Fahrten zwischen Düsseldorf HBF und Essen HBF geben; letztlich soll durch die Planungen die Stabilität im Fahrplan erhöht werden. Über 20 Millionen Euro gibt die Deutsche Bahn dabei allein für die Oberbau-Arbeiten aus.
Auf Umwege und Umplanungen sollten Reisende sich von 23.15 Uhr am 29. Juni und dann bis zum s 1. Dezember um 3.15 Uhr einstellen. Die S6 endet dann laut DB am Flughafen Terminal in Düsseldorf. Zwischen Unterrath und Essen HBF verkehren Ersatzbusse, die alle Unterwegshalten anfahren, allerdings bei verlängerter Fahrtendauer.
Die Deutsche Bahn rät daher dazu, alternativ auch auf die S1 oder S11 oder gar Regionalzüge zu setzen. „Über die Route sollte man sich im Vorfeld informieren“, so Christian Sasse von der DB Regio und zuständig für die Reisenden-Kommunikation. Alle relevanten Informationen zu den Beeinträchtigungen seien bereits unter zuginfo.nrw abrufbar – die Deutsche Bahn informiere bereits mit Bannern und Aufklebern über das, was auf die Pendler zukommen wird. „Wir bauen so viel wie seit Jahren nicht“, so Pressesprecher Dirk Pohlmann. „Nutzen Sie unsere Apps, um zu gucken, was die beste Verbindung ist“.
Das gilt vor allem in den Ballungsräumen, wo Groß-Events stattfinden. Um Besucher beispielsweise zu den „Summer World University Games“ oder zu Konzerten zu bringen, liefen bereits Abstimmungen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.
Zur Vorweihnachtszeit soll dann alles wieder normal laufen – zumindest sofern Unvorhersehbares die Pläne nicht durcheinanderrüttelt. „Nach menschlichem Ermessen haben wir alles getan, um den Starttermin einzuhalten“, zeigt sich Pohlmann optimistisch.
Positive Stimmen aus der Lokalpolitik
Bei den politischen Vertretern kommen die Planungen der Deutschen Bahn gut an. „Ich bin den Beteiligten dankbar dafür, dass die Baumaßnahmen nun deutlich früher als ursprünglich geplant, starten können“, sagt die Ratinger SPD-Landtagsabgeordnete, Elisabeth Müller-Witt.
Der Bundestagsabgeordnete Peter Beyer (CDU) kommentiert: „Ich habe mich in den vergangenen Monaten mehrfach und mit Nachdruck dafür eingesetzt, dass der gesperrte Streckenabschnitt der S6 zwischen Düsseldorf und Essen schnellstmöglich wieder befahrbar wird. Dazu habe ich zahlreiche Gespräche geführt und mich mit mehreren Schreiben an alle Verantwortlichen gewandt. Umso mehr freut es mich, dass die Deutsche Bahn in der Zwischenzeit nicht nur ihre öffentliche Kommunikation verbessert hat, sondern nun auch mit einem klaren Zeitplan an die Öffentlichkeit geht.“
Und von der Grünen-Landtagsabgeordneten Ina Besche-Krastl hieß es: „Das sind sehr gute Nachrichten für viele Bahnpendler*innen im Kreis Mettmann. Die S6 ist für Bahnreisende aus Ratingen und Umgebung die zentrale Anbindung an Düsseldorf und Essen und damit auch an den überregionalen Zugverkehr. Darüber hinaus stellt die Verbindung eine wichtige Alternative für die Strecke Düsseldorf – Essen dar, wenn es auf der Hauptroute über Duisburg zu Einschränkungen kommt. Es freut mich, dass die Bahn nun den zeitnahen Beginn der Bauarbeiten und die Wiederaufnahme des Betriebs Ende des Jahres angekündigt hat. Damit steht diese wichtige Bahnverbindung ein halbes Jahr eher als geplant wieder zur Verfügung. Es ist zu begrüßen, dass andere notwendige Arbeiten gebündelt und zeitgleich erledigt werden, so dass die Strecke planmäßig vorerst nicht wieder gesperrt werden muss.“