Ein Kommentar zur anstehenden Schließung des Seniorenzentrums Velbert:
Fassungslosigkeit: Das ist das Wort, das es am besten beschreibt. „Was machen sie den jetzt mit den Leuten?“ „Wo kommen die denn jetzt hin?“ Die Empörung über die angekündigte Schließung eines Pflegeheims in Velbert ist groß.
Wir können, wir wollen uns nicht vorstellen, dass es so was gibt. Dabei zeigt ein Blick ins Internet: „So etwas“ ist längst kein Einzelfall mehr. Es geht nicht mehr nur um Insolvenzen von Trägern, nein, auch Heime werden geschlossen, Bewohner vor die Tür gesetzt. Unfassbar.
Wir wollen uns nicht vorstellen, wie das ist: Innerhalb von nunmehr etwas mehr als einer Woche einen neuen Pflegeplatz für die Mutter oder den Vater finden zu müssen. Etwas mehr als 100 Bewohnerinnen und Bewohner sind betroffen. Etwas mehr als 110 freie Plätze gibt es – im gesamten Kreis Mettmann, wie die Kreisverwaltung mitteilt. Von Auswahl kann da keine Rede mehr sein. Da musst du dankbar sein, wenn es überhaupt einen Platz gibt.
Im vergangenen Sommer haben wir über den Notstand berichtet und die Hilferufe von Trägern. Die Hilferufe sind womöglich auch angekommen. Aber die Hilflosigkeit der Politik ist offensichtlich.
Was sollen sie machen? Die Pflegeeinrichtungen gibt es ohnehin nur dank jeder Menge öffentlicher Gelder. Von der Rente kann eine Pflege kaum jemand bezahlen. Und dennoch ist das System gescheitert.
Städte und andere Träger waren ja froh, dass sie ihre Heime an Private abgeben konnten. Das hatte ja alles einen Grund, genauso wie die Privatisierung von Krankenhäusern. Die öffentliche Meinung war (und ist?), dass Private es besser können. Wirtschaftlich.
In unserer Empörung ist viel davon zu hören: „Die wollen doch nur Geld verdienen.“ Sie müssen es sogar. Denn wenn sie es nicht tun, steht am Ende eine Insolvenz.
Ganz perfide für den Velberter Fall ist aber, dass es ja eine Übernahme gegeben hätte, wenn der Eigentümer der Immobilie nur zugestimmt hätte. Der ist aber eine abgetrennte Gesellschaft (Fonds) und offenbar selbst in Insolvenz. Auf eine Bitte um Stellungnahme hat es übrigens keine Antwort gegeben.
Das sind Machenschaften. Ich kann jeden verstehen, der danach ruft, dass Pflege eine staatliche Aufgabe sein muss. Dabei war „der Staat“ ja froh, sie an die Privaten abgeben zu können. Was bleibt sind Gefühle von Ohnmacht und Wut.