Wuppertal. Der Schwimmer Marvin Paprotzki hat sich für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin qualifiziert, die vom 11. bis 15. Juni ausgetragen werden. Für ein gutes Training pendelt die Wuppertaler Familie in die Landeshauptstadt – und auch Wülfrath ist an der Ausbildung des Schwimmtalents beteiligt.
Im Wasser ist Marvin Paprotzki in seinem Element. Das Schwimmen ist für den 16-Jährigen die große Leidenschaft. Vergleichsweise spät, mit acht Jahren, hat alles angefangen – heute lebt der Gymnasiast eine „leistungsgerechte Lebensweise“, erklärt Vater Patrick Flauder-Paprotzki Fünf bis sechs Mal pro Woche geht es zum Training, jeweils für drei Stunden. Ruft das Wasser, ist Pendeln angesagt. Hinzu kommen Frühschwimmereinheiten, die Marvin Paprotzki in der Wülfrather-Wasserwelt absolviert. Das werde ihm dort vor der Schule ermöglicht, freut sich sein Vater und lobt das Engagement.
Ein wenig Talent könnte dem 16-Jährigen in die Wiege gelegt worden sein. Bereits seine Mutter Jessica Paprotzki war Schwimmerin und ist heute bei der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft aktiv sowie als Schwimmlehrerin tätig.
Den letzten Schliff bekommt Marvin Paprotzki in der Landeshauptstadt: „Unser Sohn schwimmt seit acht Jahren beim Düsseldorfer Schwimmclub 1898“, so Patrick Flauder-Paprotzki stolz. Und im Leistungsbereich überzeugt der junge Wuppertaler mit guten Zeiten. Die Belohnung für das sportliche Engagement ist nun die Teilnahme bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. In Berlin präsentieren sich in der Woche nach Pfingsten die besten Talente – und womöglich einige der zukünftigen deutschen Schwimmstars. Gemessen an der Teilnehmerzahl gehören die Jugendmeisterschaften bundesweit zu den größten Events des Schwimmsports. Entsprechend groß ist die Freude bei der Wuppertaler Familie bereits über das Lösen des Tickets für die Veranstaltung.
„Los Angeles 2028 ist das Ziel“
Dabei bleiben soll es nicht. „Los Angeles 2028 ist das Ziel“, zeigt sich Marvin Paprotzki ambitioniert. Vorher stünden die Deutschen Meisterschaften sowie EM und WM als Hürden bevor. Ein Grund, weshalb es klappen könnte mit dem Projekt Olympia, ist beim Düsseldorfer Schwimmclub zu suchen. Der Verein wurde im Jahr 1898 gegründet und hat heute 971 Mitglieder in 14 Teams. „Der Verein betreut nicht nur den Breitensport, sondern hat auch drei auf einander bauende Leistungsmannschaften und dies in allen Altersgruppen“. Sohn Marvin steht im zweiten dieser Teams im Kader. Der Sprung in die erste Leistungsmannschaft soll allerdings nicht erfolgen – ganz bewusst.
„Die zweite und dritte Mannschaft wird von Torsten Petsch geleitet“, so Patrick Flauder-Paprotzki. „Das ist auch genau der Grund warum Marvin nicht in die erste Mannschaft gehen wird“. Petsch hat im Schwimmsport einen Namen: Es war der Assistenztrainer der Nationalmannschaft der DDR, floh vor dem Mauerfall mit einem talentierten Sportler in die Bundesrepublik. Der Trainer – der auch Jessica Paprotzki im jungen Alter trainierte – hat bereits Mitja Zastrow – übrigens geboren in Mettmann – zu den Olympischen Spielen gebracht. Im Jahr 2004 in Athen gewann der deutsche und niederländische Schwimmer gemeinsam mit Pieter van den Hoogenband, Johan Kenkhuis und Klaas-Erik Zwering die Silbermedaille über die Vier-mal-100 Meter Freistil.
„Das ist auch der Grund, warum wir jeden Tag von Wuppertal nach Düsseldorf fahren, um unseren Sohn dieses zu ermöglichen“, so Patrick Flauder-Paprotzki. Er setzt nicht nur große Hoffnungen in seinen Sohn, sondern auch in Trainer Torsten Petsch. Der wiederum scheint in Marvin Paprotzki großes Talent zu entdecken, denn: „Eigentlich trainiert Torsten Petsch die Altersklasse gar nicht mehr, für Marvin macht er eine Ausnahme. Er sieht etwas“, freut sich Patrick Flauder-Paprotzki.
Jüngst schwamm der 16-Jährige Zeiten über 50, 100 und 200 Meter Brust, die in seiner Jahrgangsstufe zu den Top-20 zählen. Und trotz der guten Leistungen ist der Weg zum Erfolg dennoch steinig, denn vor allem eine finanzielle Förderung gebe es kaum, kritisiert Patrick Flauder-Paprotzki – auch Sponsoren seien Mangelware. Das Engagement fange letztlich vieles auf.
In die Kalkstadt gibt es für das junge Schwimmtalent noch eine weitere Verbindung. Marvin Paprotzki geht dort auch zur Schule, legt an der FASW derzeit sein Abitur ab. „Das ist schon hart“, so der Vater. „Aber er kommt da durch. Und Spaß macht es ihm auch noch.“ Die schulische Ausbildung hat eine enorme Relevanz. „Der Trainer bekommt auch alle Zeugnisse. Marvin muss nicht nur im Schwimmen, sondern auch in der Schule gut sein“, so Patrick Flauder-Paprotzki. Er lobt zudem, dass es an der Freien Aktiven Schule überhaupt einen Schwimmunterricht gebe. „Oft geht das heute unter. Viele Kinder können nicht nicht mehr schwimmen.“ Er plädiert für mehr Engagement in dem Bereich. „Das ist ein echtes Problem. Und in jedem Sommer merken wir es wieder“.
Alleine nach Berlin fahren muss Marvin Paprotzki nicht. Seiner Eltern begleiten ihn und auch aus der Schwimmmannschaft sind noch zwei weitere Sportlerinnen dabei, die sich qualifiziert haben: Chanyaphak Chaipattaraworakul (Jahrgang 2012) und Parmis Ghaderi (Jahrgang 2011).