Sternenlicht-Revue
Die Rennen der Züge sind die Highlights der Geschichte. Foto: Volkmann

Wülfrath. Die Sternenlicht-Revue begeistert im Paul-Ludowigs-Haus in Wülfrath das Publikum mit einer Mischung aus Action und Musik. Die gesamte Aufführung stemmt ein Team aus Ehrenamtlichen. Der Erlös fließt einem guten Zweck zu.

Das Rollschuh-Spektakel zu der Musik von Starlight Express lockte hunderte Besucher allein am Samstag in das Paul-Ludowigs-Haus – der Saal war voll, viele der Tickets gingen bereits im Vorverkauf weg. Restkarten waren an der Tageskasse erhältlich, am Ende blieben wenige Plätze frei. Der heutige Sonntag ist komplett ausverkauft. Die Idee des Charity-Musicals lockt Interessierte zahlreich an – und sie bekommen einiges geboten. Ein großes Musical auf einer kleinen Bühne – so lässt sich die Sternenlicht-Revue treffend beschreiben.

Die Geschichte in aller Kürze: Im Traum eines Kindes erwachen die Züge zum Leben. Die Weltmeisterschaft der Lokomotiven steht bevor. Es geht um Rivalität und Zusammenhalt, um Freundschaft und Liebe – natürlich um ein großes Happy-end mit standesgemäßem Musical-Finale.

Seit 28 Jahren gibt es die Sternenlicht-Revue bereits, berichtet die Presseverantwortliche Silvia Herfurth. Entstanden ist die Idee „aus einer Laune heraus“, nachdem Kinder auf einem Feuerwehrfest eine kleine Show aufführten, die auf dem Vorbild aus Bochum basierte. „Das war ganz nett, dann sind es mehr Kinder geworden. Und dann sind die Eltern dazu gekommen“, erklärt Herfurth. Die Idee verselbstständigte sich. Sie wuchs. Irgendwann seien alle Rollen besetzt gewesen – und der gute Gedanken kam hinzu: „Wir haben dann gedacht, wir machen es für den guten Zweck“. Dabei ist es bis heute geblieben. Seit 1996 fahren die Engagierten nun Spendengelder ein: Der gesamte Erlös von den Eintrittsgeldern bis hin zur Pausenverpflegung fließt karitativen Projekten zu.

Durch die Show in Wülfrath werden Gelder für Mettmanner Kinderschutzbund generiert; mit den Einnahmen der kommenden Show in Mettmann im April wird man das Mehrgenerationenhaus bedenken. „Wir machen es immer für Kinder, die es brauchen“, erklärt Silvia Herfurth. Die finanzielle Unterstützung erhalten beispielsweise Projekte, die sich um benachteiligte Kinder kümmern, aber auch Hospizeinrichtungen oder Anbieter von Ferienaktionen für Flüchtlingskinder. Wie der gute Zweck ausgesucht wird? „Die Veranstalter können auf uns zukommen“, so Herfurth. Damit sei ein erster Schritt getan. Dann braucht es Vorlaufzeit, wenn das Organisatorische ansteht: Eine geeignete Halle finden, den Aufbau planen, sich um Versicherungen kümmern – das Team aus Ehrenamtlichen macht alles selbst, steckt Geld, Schweiß und besonders Herzblut in die Shows, mit denen man anderen eine Freude bereiten möchte. Den mit Spenden bedachten Projekten, aber auch den Zuschauern.

Dass hinter dem Spektakel eine Gruppe aus engagierten Kindern, Jugendlichen und Eltern steckt, mag man kaum glauben. Man muss es gesehen haben. Wenn das Licht ausgeht, die Musik läuft und die bunt geschminkten und in tolle Kostüme gehüllten Darsteller auf der Bühne stehen, merkt man nichts mehr davon, dass die Organisation allein durch das Ehrenamt realisiert wird. „Die ganze Technik, Aufbau, Bühne, Vorhang, alle machen die Eltern“, so Herfurth. „Die Kostüme machen die Eltern auch selber“. Hier und da legen die Darsteller Hand an, basteln und schneidern mit. Sie hängen an ihren Loks. Einer der engagierten Nachwuchsdarsteller habe sogar den Sprung nach Hamburg und hin zum professionellen Musical geschafft, berichtet Herfurth.

Großer Spaß für kleine Gäste

Bei der Sternenlicht-Revue sind die Zuschauer ganz nah dran: Die Loks rollen durch die Reihen. Foto: Volkmann
Bei der Sternenlicht-Revue sind die Zuschauer ganz nah dran: Die Loks rollen durch die Reihen. Foto: Volkmann

Auf Rollen tanzen die Züge, sie singen, sie rasen durch die Sitzreihen – es ist ein großer Spaß für kleine und große Gäste. Sie belohnen die Choreografien mit Applaus, verzeihen kleine Fehler – wenn etwa die Technik streikt. Professionell erarbeiten die Engagierten kurzerhand Lösung: Ein Darsteller wird kurzfristig krank? Jemand springt ein, lernt die neue Rolle. Die Musik setzt aus? Ein „Sorry“ schallt charmant durch den Saal, eine Minute später geht es weiter, als wäre nichts gewesen. Kurz vor dem Start gibt es ein Problem mit einem Kostüm? Auch dafür findet sich schnell die passende Gegenmaßnahme. Die Leistung der aller Engagierten nötigt gehörigen Respekt ab: Vor hunderten Gästen stehen die jungen Musical-Darsteller auf der Bühne, ziehen die Show durch, leben ihre Rollen. Im Hintergrund sorgen die Eltern dafür, dass auch der Rest rollt. Erst beim Finale dürfen alle gemeinsam auf die Bühne, um sich für ihren Einsatz feiern zu lassen. Sie haben es sich zuvor zweieinhalb Stunden lang verdient. „Alle leben das mit, weil es immer um die gute Sache geht“, zeigt sich Silvia Herfurth sichtlich stolz.

Am Publikum sind alle Ehrenamtlichen nah dran, wie sich schnell in der Show-Pause zeigt: Eltern umsorgen die Gäste mit Gebackenem, verkaufen Merchandising, um die Spendensumme zu erhöhen, und auch die „Züge“ zeigen sich, vor allem den jungen und neugierigen Gästen. Sogar Autogramme geben sie.

Bei der Sternenlicht-Revue ist man eine große Familie. Kinder sind bereits in jungen Jahren aktiv, etwa mit sieben Jahren geht es los. „Wer einmal Blut geleckt hat, bleibt dabei“, freut sich Silvia Herfurth. Entsprechend selten sind die Chancen, um bei dem Charity-Musical einsteigen zu können. Derzeit gibt es die Möglichkeit allerdings, denn durch Corona sei eine kleine Lücke entstanden – man sucht aktiv nach neuen Engagierten. Ob man Rollschuh fahren können müsse? „Nein“, meint Herfurth. „Das lernt sich schon“. Dafür sorgt letztlich der Velberter Physiotherapeut und Tänzer Marco Solenski, der gemeinsam mit seiner Ehefrau das Trainerteam der Sternenlicht-Revue bildet. Alle 14 Tage wird in Mettmann geübt, dann für mehrere Stunden.

Etwa vier bis fünf Shows schafft das Team pro Jahr. Wer die Chance in Wülfrath verpasst hat, kann den Besuch der Sternenlicht-Revue am 27. und 28. April in Mettmann nachholen: Dort gastiert das Rollschuh-Spektakel mit zwei Aufführungen im Heinrich-Heine-Gymnasium in Metzkausen. Auch dann wieder zu 100 Prozent für den guten Zweck. Informationen – auch zum Start des Vorverkaufs der Tickets – gibt es online unter sternenlicht-revue.de.