Velbert. In Velbert sind sieben neue Stolpersteine und die deutschlandweit erste Stolperschwelle an einem Kriegerdenkmal verlegt worden.
Es sind bewegende Momente: Jeder Stein steht für ein Schicksal, für einen Menschen, für ein Leben. Jeder der europaweit über 100.000 Stolpersteine soll ein Opfer des Terrors der Nationalsozialisten erinnern.
Sieben weitere Orte zum Stolpern und Innehalten gibt es seit Mittwoch, 12. November, in Velbert. An der Alten Vogteier Straße 12 in Langenberg erinnern die Installationen an Bella, Walter und Marianne Isaac, die im Jahr 1941 von den Nazis deportiert und in Lodz ermordet wurden. In Neviges liegen drei weitere Stolpersteine, die an Gertrud und Friedrich Ernst Haßelbeck sowie Heinrich Scheidtmann erinnern. An der Mettmanner Straße 181 im Innenstadtbereich liegt nun zudem ein Stolperstein für Olga Dippel.
“Krieg an der eigenen Bevölkerung”

Anfang der Neunziger hatte der Künstler Gunter Demnig die Idee, die Leben jener Menschen zu ehren, die von den Nazis aus dem Leben gerissen worden sind. Die Steine sollen eine “dauerhafte und kontinuierliche Erinnerung” sein, was vor allem relevant wird, weil die Geschichtskultur auch ohne Zeitzeugen weitergetragen werden muss. In Velbert legt die Recherchegruppe “Zeitlos” des Bergischen Geschichtsvereins den Fokus darauf. Die Gruppe um Tobias Glittenberg war es auch, die dazu beigetragen hat, dass ebenfalls am 12. November deutschlandweit erstmals an einem Kriegerdenkmal eine sogenannte Stolperschwelle verlegt wurde. “Das ist etwas ganz Besonderes, weil solch ein Kriegerdenkmal auch den Angehörigen der Gefallenen in den Kriegen als Ort der Andacht zur Verfügung steht”, erklärt Glittenberg.
“Der Zweite Weltkrieg ging von deutschem Boden aus und es war auch ein Krieg an der eigenen Bevölkerung”. Der Ort für die Stolperschwelle soll nun dazu dienen, der Opfer aller Kriege und des Terrors zu gedenken. “Dazu gehört, dass man auch die eigene Geschichte bitte anerkennt”, so Glittenberg von der Gruppe “Zeitlos”. Von 1933 bis 1945 sei eben auch ein Krieg gegen die Zivilbevölkerung geführt worden. “Die Stolperschwelle soll genau dafür eine Sichtbarkeit schaffen”.
Im Gegensatz zu den Stolpersteinen ist die Stolperschwelle als Erweiterung des europaweiten Kunst- und Erinnerungsprojektes von Gunter Demnig zu verstehen. Erinnert wird an ganze Gruppen von Verfolgten – aus Velbert, aber auch aus der Region. Die Inschrift der neuen Schwelle: “Velbert und Umgebung 1933 – 1944. Menschen werden ausgegrenzt, entrechtet, verhaftet, deportiert, viele ermordet. Sie lebten, liebten, glaubten, dachten ‘ander’. Nie wieder ist jetzt”. Erinnert wird an die unzähligen namenlosen Opfer des NS-Terrors. Stolpersteine und Stolperschwellen sind zugleich als Mahnungen zu verstehen.
Schülerinnen und Schüler haben sich mit einer eigenen Aktion an dem Gedenken beteiligt, sie schrieben mit Kreide die Namen von Opfern des NS-Regimes auf das Mauerwerk rund um das Denkmal. “Schüler haben ein ganz starkes Bedürfnis, zu erfahren, was Krieg überhaupt ist”, erklärt Tobias Glittenberg, der in den Klassen einen “Wunsch nach Wissen” spüre. Der Brückenschlag zum Jetzt spielt dabei eines Rolle. “Ausgrenzung findet immer wieder statt”, so Glittenberg. Die staatliche Organisation durch das Terrorregime im Dritten Reich sei “ein Beispiel dafür, wie es in einer Demokratie nicht laufen darf”. Das könne man den Schülern vermitteln, dafür müsse letztlich aber auch Geld in die Hand genommen werden.



