Auf dem Heumarkt in der Wülfrather Innenstadt fand die Friedenskundgebung statt. Foto: Volkmann
Auf dem Heumarkt in der Wülfrather Innenstadt fand die Friedenskundgebung statt. Foto: Volkmann

Wülfrath. Der Krieg in der Ukraine läuft nun bereits ein ganzes Jahr. Eine private Initiative hat das zum Anlass genommen, um eine Friedenskundgebung in der Wülfrather Innenstadt zu veranstalten.

Im vergangenen März hatten sich mehrere Hundert Menschen auf dem Heumarkt versammelt, um ein deutlichen Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden in der Ukraine zu setzen. Viele Leute, bunte Schilder – davon war ein Jahr später weniger zu sehen. Das Wetter spielte nicht mit, nass war es und kalt. Dennoch hätten sich „viele hier versammelt“ wie Anne Schemann aus dem Organisatorenteam feststellte. In Zahlen: nicht ganz 100 Menschen.

Die Botschaft war allerdings auch ohne Protestmassen klar: Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine müsse gestoppt werden.

Gemeinsam mit Jan-Niklas Niebisch und Frithjof Kuhlmann stellte Anne Schemann ein kleines Rahmenprogramm auf die Beine. Etwas Musik, vor allem aber Redebeiträge gab es. Wülfraths Bürgermeister Rainer Ritsche zeichnete zunächst ein düsteres Bild: Es gebe keine Hoffnung auf baldigen Frieden. „Bisher haben 261 ukrainische Kriegsvertriebene Schutz in Wülfrath gesucht“, so der Bürgermeister. 196 von ihnen leben noch immer in der Kalkstadt. 32 ukrainische Kinder gehen auf Wülfraths Schulen.

Wülfraths Zahlen bilden einen Bruchteil des Leids ab: „In den letzten 12 Monaten sind geschätzte 200.000 Menschen dem Kriegsgeschehen in der Ukraine auf beiden Seiten zum Opfer gefallen“, so Ritsche. „Exakte und absolut zuverlässige Daten kann aktuell keine Quelle liefern. Millionen haben ihre Heimat verloren und sind in andere Länder geflüchtet.“ Aber auch: Geschätzt eine Million Einwohnerinnen und Einwohner hätten Russland verlassen, weil sie nicht Teil des Kriegs sein wollten, erklärt der Bürgermeister, der seine Rede einleitete mit: „Putin go home“.

Wülfrath hilft auch ein Jahr später noch

Die Unterstützung der Wülfrather Bürgerinnen und Bürger ist im Laufe des Jahres weniger sichtbar geworden, aber sie ist noch immer vorhanden: Spenden, privat organisierte Hilfstransporte, die Zurverfügungstellung von Wohnraum für Geflüchtete, ehrenamtlicher Einsatz im Bereich der Integration – das Engagement ist spürbar.

„Heute, ein Jahr nach Kriegsbeginn, wollen wir erneut unsere Stimme erheben und gemeinsam ein Zeichen setzen für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität“, so Bürgermeister Rainer Ritsche, der auch den Opfern von Krieg und Vertreibung gedachte und um eine Schweigeminute bat.

Zu anhaltender Solidarität appelliert auch der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Sträßer, trotz all der Auswirkungen, welche die Menschen auch hierzulande zu spüren bekämen. Er sieht den Krieg mitunter als Ergebnis aus vielen kleinen Konflikten – sozialen, gesellschaftlichen und politischen. Der Krieg sei die Entscheidung eines Autokraten. Wladimir Putins Herrschaftsdrang und sein Kampf gegen die Demokratie in der Nachbarschaft hätten ausgelöst, was man in Europa zuvor hatte jahrzehntelang vermeiden können. Der CDU-Landtagsabgeordnete lobte die Rede von Außenministerin Annalena Baerbock. Deren Kernaussage: „Die Basis für den Frieden ist die UN-Charta“ – also der Gründungsvertrag der Vereinten Nationen.

In deren Präambel heißt es unter anderem: „Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat […]“.