In den Sozialen Medien verbreiten Influencer Falschinformationen über Sonnencreme. Foto: Volkmann
In den Sozialen Medien verbreiten Influencer Falschinformationen über Sonnencreme. Foto: Volkmann

Wien. In den Sozialen Medien kursiert so mancher Unsinn. Vor allem junge Menschen glauben, was Influencer vor allem auf TikTok von sich geben. Ein neuer Trend ist potenziell lebensgefährlich: Es geht um Sonnencreme. 


Der Sommer ist da, es zieht die Menschen ins Freie, wo ein Sonnenbad wartet. Hautärzte raten dazu, dem eigenen Hautbild entsprechende Sonnencreme zu benutzen und sich an Regeln zu halten, um die Gesundheit nicht zu gefährden. Auf TikTok könnten junge Menschen nun auf Videos stoßen, die genau zum Gegenteil raten: Influencer verbreiten dort Fehlinformationen, geben an, Sonnencremes seien giftig und letztlich viel schlimmer als die Schäden durch ungeschütztes Sonnenbaden. Unter anderem die Verbraucher-Webseite „Mimikama“ warnt vor dem Trend, der dort als „Sonnencreme-Verleumdung auf TikTok“ bezeichnet wird.

Auch hierzulande könnten junge Menschen auf TikTok mit ähnlichen Videos und Falschinformationen über Sonnencreme konfrontiert werden, sollte der Trend verstärkt nach Deutschland schwappen. Erste dieser Videos sind bereits zu finden. Eine der Botschaften: Titan­dioxid sei als potenziell krebserregend eingestuft worden. Tatsächlich hat die EU zwar Benzophenone zum Ende des Jahres 2023 in Kosmetik sowie Titan­dioxid in Lebensmitteln (Zusatz­stoff E171) verboten, allerdings gilt zugleich: „Wer auf der sicheren Seite sein möchte, verwendet daher eine Sonnencreme mit den mineralischen UV-Filtern Titandioxid und Zinkoxid ohne Nano-Stoffe“, schreibt etwa der Umweltschutzbund.

Die Stiftung Warentest erklärt: „Die Einschät­zung der Efsa bezieht sich allein auf Titan­dioxid in Lebens­mitteln. In Kosmetika ist der Zusatz weiter erlaubt. Über die Haut wird Titan­dioxid nach jetzigem Wissens­stand nicht aufgenommen – bei Sonnen­cremes etwa besteht kein Risiko.“

Dass Influencer in den Sozialen Medien Tipps rund um Ernährung, Gesundheit, Klamotten oder Schönheit verbreiten, ist kein neues Phänomen. Damit wurde die Web-Bewegung schließlich bekannt. Mitunter finden sich unter den Ratschlägen allerdings auch gefährliche Trends – wie in diesem konkreten Fall. Sonnencreme nicht zu nutzen, ist potenziell lebensgefährlich.

In dem Beitrag wird auf eine Umfrage verwiesen, nach der einer von sieben amerikanischen Erwachsenen im Alter unter 35 Jahren glauben, das eine direkte Sonnenbestrahlung weniger schädlich sei als die tägliche Verwendung von Sonnencreme. Eine weitere Studie scheint die Unwissenheit der „Gen Z“ zu bestätigen: Demnach würden mehr als ein Drittel der jungen Befragten nur auf Drängen anderer Sonnencreme überhaupt benutzen. Knapp ein Drittel gab an, Sonnenbaden ohne Sonnenbrand sei sicher.

Letztlich ist das Halbwissen gefährlich: Die Dermatologin Heather Rogers warnt vor den Fake-News. Rogers zufolge gebe es keine sichere Bräune. „Der Körper wird braun, nachdem es zu einer Schädigung der DNA und entsprechenden Mutationen gekommen ist.“

Diese Mutationen wiederum, so die Fachfrau, können zu Hautkrebs und einer frühzeitigen Alterung führen. Zudem betont die Dermatologin, dass bisher keine Risiken bei chemischen Sonnenschutzmitteln nachgewiesen werden konnten. „Jeder Sonnenschutz ist besser als kein Sonnenschutz“, unterstreicht Rogers abschließend.

Nach Angaben der Gesundheitskasse Aok ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung: Mehr als 230.000 Fälle pro Jahr gibt es. Für die Entstehung ist dabei auch das Freizeitverhalten verantwortlich. Übereinstimmend mit den Angaben der Dermatologin Heather Rogers erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz: Das Erbgut in den Hautzellen werde bereits bei geringer UV-Bestrahlung geschädigt – „sogar schon lange, bevor ein Sonnenbrand entsteht“.

Inzwischen ist der Griff zur Sonnencreme, die es als Alternative auch mit mineralischen Inhaltsstoffen gibt, in Deutschland oft auch im Frühjahr angeraten. Bereits im März können UV-Werte von 3 oder höher auftreten. Zum Start in den Sommer warnt der Deutsche Wetterdienst bereits im Norden der Republik vor einer erhöhten UV-Intensität. Demnach seien dann Schutzmaßnahmen „unbedingt erforderlich“. Man sollte die Mittagshitze und lange Aufenthalte in der Sonne vermeiden. Die Meteorologen erklären zudem: “ Auch im Schatten gehören ein sonnendichtes Hemd, lange Hosen, Sonnencreme (LSF 30), Sonnenbrille und ein breitkrempiger Hut zum sonnengerechten Verhalten.“

Trotz Schutz sollte man laut Hautärzten die Zeit des Sonnenbads beschränken und beim Aufenthalt im Freien unter anderem eine Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille mit UV-Schutz tragen. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat eine Informationsbroschüre veröffentlicht, in der Tipps für den richtigen Sonnenschutz finden sind.