Real Wülfrath
Das Logo leuchtet über dem Eingang: Real in Wülfrath bleibt Real. Foto: Volkmann

Wülfrath. Am Monatsende ist nicht Schluss mit „Real“ in Wülfrath – der Name bleibt, der Eigentümer wechselt allerdings. 

Hinter der Causa Real steckt eine längere Geschichte, die zum 1. Mai unter Edeka hätte fortgeschrieben werden sollen. Nun kommt überraschend alles anders: Real bleibt auch in Wülfrath Real, wie ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage bestätigte. Dennoch ändert sich etwas, nämlich der Eigentümer.

Der Frankfurter Rechtsanwalt Sven Tischendorf übernimmt zum 1. Juli mit seinem sogenannten „Single Family Office“ zusammen mit einigen Real-Managern insgesamt 64 Standorte des ehemals 270 Filialen umfassenden Real-Netzes – darunter auch die Filiale an der Fliethe. Inzwischen hat das Unternehmen auch die Liste seiner Standortabgaben geändert und damit auf die überraschende Veränderung reagiert. Dort heißt es jetzt schlicht: „Verbleib bei Real“.

Der Ausverkauf in der Wülfrather Real-Filiale ist damit sofort gestoppt – der Betrieb läuft nahtlos weiter. „Für Kunden ändert sich nichts“, informiert ein Real-Unternehmenssprecher zum aktuellen Stand. Die Warenversorgung sei gesichert. Auch für Mitarbeiter solle sich abgesehen von einigen rechtlichen Rahmenbedingungen nichts ändern, sie würden übernommen.

Gekommen ist es zu dieser neuen Situation durch ein sogenanntes Management-Buy-out seitens des Restrukturierers Sven Tischendorf. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dieses „MBO“ eine Unternehmensübernahme, bei der das bisherige bzw. aktive Management das Unternehmen kauft. Dafür hatte das Bundeskartellamt Anfang März grünes Licht gegeben.

Zuvor hatte der russische Investor SCP, die „Sistema Capital Partners Group“, die Filialen der angeschlagenen Warenhauskette Real gekauft, um diese zu zerschlagen und zu veräußern. Globus, Kaufland und Edeka übernahmen Standorte, andere wurden geschlossen und wieder andere werden unter Beteiligung des Investors Tischendorf weiterbetrieben.

Und Edeka? Ist damit raus. Es handelt sich bei der Weiterführung unter Real in Wülfrath ausdrücklich nicht um eine Übergangslösung, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. Edeka Rhein/Ruhr wollte sich nicht äußern und teilte mit: „Wir bitten um Verständnis, dass wir den aktuellen Stand der Gespräche mit real nicht kommentieren.“

Einkaufskooperation zwischen Real und Rewe

Und noch etwas hat sich inzwischen getan: Wie das Bundeskartellamt mitteilt, habe man eine Einkaufskooperation zwischen Rewe und den verbleibenden Real-Standorten erlaubt. Bislang war unklar, wie Real zukünftig seine Waren einkaufen wird.

„Im Kern ging es uns um die Frage, ob für den Fortbestand der 63 Real-Standorte zwingend eine Einkaufskooperation mit REWE als einem der größten Händler notwendig ist, statt den Mittelstand zu berücksichtigen“, so Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, am 13. April. Über Wülfrath war zu diesem Zeitpunkt offiziell noch nicht entschieden.

„Der Maßstab für unsere Bewertung kann nur sein, ob das Konzept des Investors unternehmerisch nachvollziehbar ist und alternative Angebote nicht grundlos oder aus kartellrechtlich nicht anerkennungsfähigen Erwägungen abgelehnt werden. Im Ergebnis gibt es aber kein anderes Modell, das tragfähig genug erschien, um den Erhalt der Standorte zu sichern“, erklärt Mundt.

Neben der Rewe hatten auch bestimmte Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen, die der mittelständischen RTG-Einkaufskooperation angehören, Interesse an einer Zusammenarbeit mit der neuen Eigentümerin Standorte bekundet.

Der Wülfrather Marktleiter Peter Drosten hält die überraschende Wendung für eine „sehr gute Lösung“ – das kann man hier nachlesen.