Der Stadtwerke-Sitz an der Kettwiger Straße in Velbert. Archivfoto: Mathias Kehren
Der Stadtwerke-Sitz an der Kettwiger Straße in Velbert. Archivfoto: Mathias Kehren

Velbert. Das Magazin „Stern“ hat in einem Vergleich von Grundversorgungstarifen bei Strom und Gas die Stadtwerke Velbert zum teuersten Gas-Grundversorger gekürt. Im Internet wird darüber bereits diskutiert; der örtliche Versorger erklärt, woran es liegt bei den Preisen.


„Die 10 teuersten Stadtwerke: Wo Strom und Gas 1000 Euro zu viel kosten“ – so titelt das Magazin „Stern“ seinen Vergleich in der Grundversorgung deutscher Strom- und Gasanbieter. Die Überschrift klingt nach Zündstoff, vor allem für die Bürgerinnen und Bürger in Velbert. Denn: Die örtlichen Stadtwerke kommen im Vergleich gar nichts gut weg.

Laut Stern sind die Stadtwerke Velbert der „teuerste Grundversorger“ beim Gas – und auch in der Liste der hochpreisigen Strom-Grundversorger taucht das Unternehmen auf, wie lediglich drei weitere der Grundversorger.

In Velbert kostet in der Grundversorgung für Strom eine Kilowattsunde 45,96 Cent, zum Verbrauch kommt ein monatlicher Grundpreis von 19,70 Euro hinzu. Eine Modellfamilie mit einem jährlichen Verbrauch von 4.000 kWh würde 2.075 Euro bezahlen. Die Stadtwerke Velbert damit auf dem achten Platz der „zehn Städte mit den teuersten Grundversorgern für Strom“.

Bei der Gas-Grundversorgung sind die Stadtwerke Velbert sogar Spitzenreiter. Bei einem Verbrauch von 20.000 kWh im Jahr zahlt eine Familie 4.241 Euro bei einem Kilowattpreis von 19,73 Cent und einem monatlichen Grundpreis von 24,61 Euro.

In den Sozialen Medien wird darüber diskutiert: „Da ist München ja fast schon billig“, ist unter anderem zu dem Thema als Kommentar auf Facebook zu lesen. Ebenso: „Krass“.

Bei den Preisdiskussionen sollte man allerdings nicht vergessen, dass es in dem Ranking ausschließlich um die Grundversorgung geht, also einem „Sicherheitsnetz“ – so nennen es die Stadtwerke Velbert auf Nachfrage der Redaktion. Diese Art der Versorgung ist nicht gedacht, um darin dauert zu verweilen. Wechselwillige können sich in der Regel einen günstigeren Tarif suchen, bei einem Anbieter ihrer Wahl. Im direkten Vergleich mit der Grundversorgung ergeben sich für reguläre Tarife enorme Sparpotenziale. Das ist sogar gewünscht: Entsprechend kurz ist die Kündigungsfrist bei der reinen Grundversorgung, in die Kunden beispielsweise automatisch rutschen können, sollte ihr vorherige Anbieter pleitegehen. Die örtlichen Versorger springen dann ein, geben Sicherheit für eine Übergangszeit, allerdings zu einem höheren Preis. Das zu kalkulieren sei schwierig, gaben die Stadtwerke Schweinfurt in dem Artikel des Magazins Stern an – man habe Kunden aufgefangen die in der Krise vor Versorgungsproblemen standen und habe zu hohen Preisen einkaufen müssen.

„Sowohl die Anzahl der Kunden als auch deren Dynamik sind mit Blick auf die kurze Kündigungsfrist schwer prognostizierbar“, teilen hierzu die Stadtwerke Velbert mit. Der Versorger bietet daher auf der Webseite „bewusst die Möglichkeit an, zwischen beiden Tarifwelten zu wählen.“ Neben der Grundversorgung gibt es die sogenannten Sondertarife – und mit denen lässt sich auch in Velbert im Vergleich zum Verharren im „Sicherheitsnetz“ Geld sparen.

„Bei Wahl des vergleichbaren 12-Monatsprodukts „gasBERT” für einen Jahresverbrauch von 20.000 kWh lassen sich die Jahreskosten im Vergleich zur Grundversorgung um rund 1.000 Euro reduzieren“, erklären die Stadtwerke Velbert. Die Mehrzahl der Kunden würde diese Transparenz und die damit verbundene Entscheidungsfreiheit auch nutzen. „Dies wurde im letzten Jahr deutlich, als wir aktiv diverse Sondertarife mit Festlaufzeiten aufgelegt haben“, so der Versorger. Gestaffelt nach Gasverbrauch richtet sich der Brutto-Arbeitspreis dann.

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Preise

Die Stadtwerke Velbert erklären: „Die gegenwärtig angebotenen Tarife basieren auf einer langfristigen Einkaufsstrategie am Großhandelsmarkt“. Diese „branchenübliche Vorgehensweise“ diene der Risikominimierung in Bezug auf volatile Preise Man nutze viele verschiedene Einkaufszeitpunkte für maximale Preisstreuung. Abhängig seien die Preise für die Kunden von den Preisen des Marktes sowie weiterer Einflussfaktoren, etwa gestiegene Netznutzungsentgelte speziell im Strombereich, die Erhöhung der Mehrwertsteuer im Gasbereich sowie steigende Steuern, Umlagen und Abgaben.

Die Stadtwerke Velbert erklären zudem, die Preise am Markt hätten an Volatilität abgenommen. Perspektivisch könnte es zu einer Senkung der Grundversorgungs-Preise in Zukunft kommen.

Insgesamt halten die Stadtwerke Velbert einen Vergleich der Grundversorgungstarife „aufgrund verschiedener Faktoren nur für begrenzt aussagekräftig“. So unterscheide sich beispielsweise das für den Arbeitspreis relevante Netznutzungsentgelt, das bei den verschiedenen Grundversorgern im Zusammenhang mit der jeweiligen Kommune steht. Faktoren seien beispielsweise die Länge oder das Alter des Netzes oder Abnehmer im Netz.

Was bei reinen Preisdiskussionen oft untergeht: Stadtwerke als örtliche Unternehmen der Daseinsvorsorge tun mehr für eine Kommune, als Strom, Gas oder Wasser durch die Leitungen zu schießen. Sie kümmern sich um die Infrastruktur für Versorgungsleistungen, betreiben Schwimmbäder, unterstützen Vereine und Institutionen, sind Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber in einer Stadt.