
Velbert. Im Schloss Hardenberg laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren, drumherum ebenso. Das gilt auch für den Parkplatz und den Weg zur Vorburg – letzterer ist begrünt soll bereits im Sommer an den Start gehen.
Am Tag der Städtebauförderung ließt die Stadt Velbert interessierte Bürgerinnen und Bürger hinter die Kulissen der Schloss-Baustelle blicken. Viele haben die Gelegenheit am Samstag genutzt. „Die Führungen kommen gut an“, freut sich Caroline Strughold aus dem Fachbereich Stadtentwicklung. Im Inneren des Herrenhauses konzentrieren sich die Sanierungsarbeiten derzeit auf Maßnahmen bei den Sanitäranlagen und der Elektrik. Der Fortschritt zum Aktionstag im vergangenen Jahr ist schon daran zu erkennen, dass die Gruppengrößen zwar auch dieses Mal begrenzt waren, man die Touren aber nicht mehr ganz so streng hatte planen müssen. Der Hauptgrund dafür liegt in den abgeschlossen Stützmaßnahmen. Die Balkenkonstruktionen sind fertig, sorgen nun für die nötige Sicherheit in dem alten Gemäuer. Nach außen sichtbar sind die meisten der Arbeiten nicht. Ganz anders ist das bei den Maßnahmen rund um das Schlossareal herum.
Der neugestaltete Parkplatz nimmt Formen an. Doch auch hier ist längst nicht jeder aufwendige Arbeitsschritt sichtbar. So habe man die Fläche höherlegen müssen, um die Anforderungen der Wasserbehörde erfüllen zu können. „Unter dem Parkplatz lag früher der Schlossteich und der wurde zugekippt“, erklärt Christine Wolf. Die Planerin der Firma „wbp Landschaftsarchitekten“ kümmert sich um die Gestaltung des Außenbereichs, kennt daher die Details der Maßnahmen. So habe das Bodengutachten eine Belastung aufgezeigt, für das Sickerwasser habe man daher eine Abdichtung mit Tonplatten vornehmen müssen. „Davon sieht man jetzt aber nicht mehr“, so Wolf.
Offensichtlicher ist die Veränderung des Weges vom alten Kiosk zur Vorburg. Der Boden wurde verdichtet, um den Weg barrierefrei zu machen; ein Wegeband aus Pflastersteinen setzt ein optisches Element, das „der schönen Anlage auch gerecht wird“, freut sich Christine Wolf. Auch die Bepflanzung ist größtenteils bereits erfolgt. „Wir reagieren mit der Bepflanzung auf den Klimawandel“, erklärt die Planerin. Heimische Arten findet man daher in den Beeten, alle kommen mit weniger Wasser oder gar Trockenphasen zurecht. „Und es gibt hier sogenannte Zeigerpflanzen“. Jenes Grün gibt Hinweise darauf, wie früh oder spät die jeweiligen Jahreszeiten einsetzen. So wird der klimatische Wandel für jedermann sichtbar. Tafeln mit QR-Codes sollen später Wanderern und Passanten grundlegendes Wissen über die Pflanzen vermitteln, was letztlich zum des Konzepts eines Natur- und Umwelterlebnisraumes gehört. Ebenfalls ein Faktor bei der Auswahl der Flora waren die Einflüsse auf die Faune. Insekten sollen reichlich Nahrung finden können, über viele Monate im Jahr.
Unter den Linden
Schon jetzt lässt sich erkennen, dass der Weg eine deutlich Aufwertung erfahren hat – „begleitet von den schönen Linden geht es zur Vorburg“, schwärmt Christine Wolf. Rund eine Million Euro flossen letztlich allein in die Gestaltung des Weges, dessen Arbeiten im Sommer abgeschlossen sein sollen. Das übergeordnete Ziel der Landschaftsplaner: Man habe einen „repräsentativen Zugang“ schaffen wollen. Anders ausgedrückt: Der Weg zum schönen Schloss soll ebenfalls schön sein.
Ein wenig Kritik gibt es von einigen Bürgerinnen und Bürgern dennoch: Parkmöglichkeiten seien später weiterhin rar, hieß es in den Gesprächen vor Ort. Vor allem an Tagen der Wallfahrten hätten Reisebusse kaum Platz. Bei der Stadt hat man das in die Planung einbezogen. Zwei Busse könnten ohnehin abgestellt werden, ansonsten sei für Autofahrer „schon durch die Parkplatzgestaltung mehr Stellfläche vorhanden“, wie Projektkoordinatorin Stefanie Jaß erklärt. Ein Teil der Parkfläche ist immer nutzbar, ein sogenannten Überlaufparkplatz bietet weitere Kontingente bei Bedarf – Veranstaltungen oder Feste beispielsweise. „Wir sprechen hier letztlich von geschätzt zehn Tagen im Jahr“, so Beigeordneter Jörg Ostermann, der Verständnis für Autofahrer aufbringt, zugleich jedoch an öffentliche Verkehrsmittel oder Park-and-Ride-Möglichkeiten erinnert.
Überwiegend liefen die Baumaßnahmen – innen wie außen – wie erwartet, resümiert Stefanie Jaß. „Aber Langeweile kommt hier nicht auf“. Die Abläufe sind eng getaktet, werden mitunter durcheinander gewürfelt, denn „das Schloss ist ein Überraschungspaket“, so Jaß. So habe man zuletzt einen bislang nicht kartierten Abort hinter einer Wand entdeckt, was zunächst unter anderem von der Denkmalpflege untersucht werden musste. „Es ist spannend, weil man nicht sofort alles weiß“, so Jaß. „Spontan verzögern sich Arbeiten, aber insgesamt läuft alles nach Plan.“ Ähnlich gilt das auch für den alten Kiosk, dessen Zweck noch ungeklärt ist. Die Stadt hatte das Häuschen erst kürzlich erworben, wie Christine Wolf erklärt. „Jetzt gucken wir, was wir damit machen“.
Der Blick der Verantwortlichen fällt angesichts des Fortschritts längst nicht mehr nur auf die reinen Sanierungsmaßnahmen. Auch konzeptionell wird es konkreter: Im Herrenhaus wird demnach eine „Denkmalspur“ den Weg von der Historie und Architektur des Gemäuers zum Oberthema „Wehrhaftigkeit der Natur“ weisen. Das soll sich im Rahmen von Führungen, aber auch auf eigene Faust erkunden lassen. Und auch die Neanderland-Touristiker des Kreises sind längst mit im Boot. „Das alles wird gut, aber eben kein Selbstläufer“, so Jörg Ostermann. Soll heißen: Ist alles fertig, will man für das Schloss und die Wege kräftig die Werbetrommel rühren. „Das Schloss in Neviges ist ein echter Schatz“, freut sich Ostermann. Und das soll über die Stadtgrenzen hinaus bekannt werden.