Wülfrath. Die Wülfrather Feuerwehr hatte anlässlich ihres Jubiläums zum 150-jährigen Bestehen am Samstag zu einem Festakt in das Paul-Ludowigs-Haus eingeladen. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt – und es wurden zugleich weitere Jubiläen gefeiert.
Um kurz nach 11 Uhr begrüßte Benjamin Hann die Gäste. Wülfraths Feuerwehrchef ließ die lange Geschichte der Brandschützer aus der Kalkstadt Revue passieren und lenkt den Fokus auf die besonderen Ereignisse der vergangenen 150 Jahre. Hann selbst sei durch ein solches Ereignis im Jahr 2003 zu dem Entschluss gekommen, sich bei der Feuerwehr zu engagieren. „Wir sind leistungsfähig und werden es auch bleiben“, so Hann. Er appellierte zudem an seine Kolleginnen und Kollegen, sie mähen erkennen, „welche tolle Gemeinschaft wir doch sind“.
Ähnlich kommunizierte es Branddirektor René Schubert, Leiter der Feuerwehr Ratingen und Stellvertretender Kreisbrandmeister für die Mettmanner Kommunen: Er verwies auf die insgesamt 445 Jahre Feuerwehr, die mit dem Festakt gefeiert würden, denn auch die Löscheinheit Flandersbach, die Jugendfeuerwehr und der Feuerverein begehen in 2024 ihre Jubeltage. „Der Bürger erwartet professionelle Hilfe“, so Schubert. Da mache es keinen Unterschied, ob diese aus dem Ehrenamt oder von hauptamtlichen Feuerwehrkräfte komme.
Wülfraths Bürgermeister Rainer Ritsche blickte auf die Geburtsstunde der Brandschützer in der Stadt zurück: „Vor 150 Jahren, am 11. Februar 1874, wurde unter der weitsichtigen Führung des damaligen Bürgermeisters Albert Kirschbaum unsere Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen“. Die Kalkstadt zählte damals rund 6.000 Einwohner – 62 von ihnen legten den Grundstein für die Feuerwehr. „Mutige Männer“, so Ritsche. Heute leben in Wülfrath rund 22.000 Menschen, die Wehr wird jährlich mit über 400 Einsätzen konfrontiert, sie leiste „Unverzichtbares für unsere Stadt“, so Ritsche. Beachtlich ist die Zahl vor allem, weil es anno 1974 bei circa 20.000 Einwohnern nach der Gebietsreform zu genau 50 Einsätzen kam. Darin zeige sich laut Bürgermeister die „große Bedeutung und Leistungsfähigkeit unserer Freiwilligen Feuerwehr“.
50 Jahre nach der Initialzündung kam es zu einer weiteren Geburt: Nach einem Scheunenbrand im Jahr 1924 in Flandersbach gründete sich dort eine eigene Löscheinheit. Weitere 50 Jahre später – im aktuellen Jahr 2024 – gibt es sie immer noch.
Einen weiteren Meilenstein feierte die Wehr in den Achtzigerjahren: Die ersten vier Feuerwehrfrauen seien in die Einsatzabteilung aufgenommen wurden, „damals noch mit dem Dienstgrad Feuerwehrassistentin“, erklärt Ritsche. Heute seien Feuerwehrfrauen ein selbstverständlicher und unverzichtbarer Teil des Teams. Sichtlich stolz untermauert der Bürgermeister dieses Engagement mit Zahlen: „Mit einem Anteil von über 18 Prozent liegen wir deutlich über dem Landesdurchschnitt von neun Prozent in NRW“. Die wachsende Präsenz von Frauen in der Feuerwehr bereichere die Feuerwehr durch „Vielfalt, neue Perspektiven und Lösungsansätze, die für die Bewältigung unterschiedlichster Herausforderungen unerlässlich sind“. Mitte der 1980er gründete sich zudem die Jugendfeuerwehr, die nun ihren 40. Geburtstag feiert.
Wülfraths Bürgermeister blickt nicht bloß zurück, sondern auch nach vorn: „Seit ihrer Gründung im Jahr 1874 hat sich die Wülfrath Feuerwehr stetig weiterentwickelt, doch das bemerkenswerte ehrenamtliche Engagement für den Schutz der Bürgerinnen und Bürgern bleibt unverändert.“ In den Mittelpunkt stellt Ritsche die Herausforderungen für das Ehrenamt, die Planungen für den Neubau der Feuer- und Rettungswache und den im Dezember verabschiedeten und inzwischen zur Genehmigung vorgelegten Brandschutzbedarfsplan. Der sieht vor, dass erneute eine Ausnahmeregelung für Wülfrath genehmigt wird, nach der die Stadt die Freiwillige Feuerwehr als Kern ihres Brandschutzes aufstellen darf, denn eigentlich müsste Wülfrath eine hauptamtliche Wache unterhalten. „Dies wäre eine weiterer Bestätigung für die Leistungsfähigkeit unserer Freiwilligen Feuerwehr, die durch sorgfältige Planung, Nutzung von Ressourcen und einer ausgeprägten freiwilligen Einsatzbereitschaft ein hohes Maß an Sicherheit für die Bevölkerung gewährleistet“, zeigt sich Rainer Ritsche optimistisch.
Zum Fest spielte in Wülfrath übrigens der Musikzug der Velberter Feuerwehr. Eine eigene Kapelle hatte es in der Kalkstadt ab 1927 gegeben, allerdings wurde sie durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs aufgelöst. Bürgermeister Rainer Ritsche sendet seinen Dank in die Nachbarstadt, deren Feuerwehrleute in Wülfrath nicht nur bei Großereignissen unterstützen: Umso erfreulicher sei es, dass der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Velbert die Feierstunde musikalisch bereichere. Die Leitung hatte Armin Jakobi. „Dafür gebührt ihnen unser herzlicher Dank!“, so Ritsche.