Preise an einer Tankstelle - die Schwankungen sind teils enorm. Foto: Volkmann
Preise an einer Tankstelle - die Schwankungen sind teils enorm. Foto: Volkmann

Kreis Mettmann. An den Zapfsäulen könnte wieder Ungemach drohen: Nach Meinung eines Experten könnte das Ölembargo für Schwierigkeiten an den Tankstellen sorgen, die sich möglicherweise in höheren Literpreisen niederschlagen – vor allem die Logistik habe daran ihren Anteil. Auch im Kreis Mettmann könnten wieder steigende Kosten auf Autofahrer zukommen.  

Im April sind die Kraftstoffpreise wieder gesunken, die Situation an den Tankstellen hatte sich etwas entspannt. „Von einer Entwarnung kann jedoch noch lange nicht gesprochen werden“, teilt der ADAC mit, der regelmäßig die Preisveränderungen auswertet. Demnach kostete ein Liter Super E10 im April 2022 im Mittel 1,970 Euro und 9,9 Cent weniger als im Vormonat. Der Preis für einen Liter Diesel lag im April bei 2,024 Euro – ein Minus von 11,6 Cent.

Welchen enormen Preisanstiege Autofahrer an den Zapfsäulen verkraften müssen, zeigt der ADAC-Vergleich mit den Vorjahresmonaten 2021 und 2020. Im April des vergangenen Jahres kostete ein Liter Super E10 im Schnitt 1,466 Euro, das sind 50,4 Cent weniger als im April 2022. Diesel kostete 2021 im Mittel 1,309, also 71,5 Cent weniger.

„Noch drastischer ist der Vergleich mit dem April 2020“, so der Automobilclub. Während der ersten Phase der Corona-Pandemie sei der Ölpreis in den Keller gerauscht. In der Folge seien auch die Kraftstoffpreise gefallen. Ein Liter Super E10 kostete damals laut ADAC 1,171 Euro und somit fast 80 Cent weniger als im April 2022. Für Diesel mussten die Autofahrer im April 2020 im Schnitt 1,082 Euro zahlen. Im April 2022 waren es 94,2 Cent mehr. Der ADAC rät weiterhin zu Preisvergleichen und einem angepassten Tankverhalten: Demnach sollten Autofahrer die Zapfsäulen möglichst in den Abendstunden anfahren. Dann sei Tanken um einige Cent billiger als morgens.

Der Ölpreis unterliegt derzeit teils deutlichen Schwankungen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent notiert mit 113,22 US-Dollar, das sind in der Monatsentwicklung rund 12 Prozent mehr.

Ölembargo könnte Folgen haben

Für neuen Ärger an den Zapfsäulen könnte nun das von der EU diskutierte Ölembargo sorgen. Duraid El Obeid, der Vorsitzende des Bundesverbands Freier Tankstellen, gab in einem Interview gegenüber der „Wirtschaftswoche“ an, dass ein Embargo auf russisches Rohöl „nicht ohne Folgen“ bleiben werde. El Obeid betreibt in Berlin 140 Tankstellen. Weil dort unter anderem die Raffinerien in Schwedt und Leuna weniger liefern könnten, würde man für den Transport auf Schiff und Schiene ausweichen. El Obeid gibt an, entsprechende Vorbereitungen zur Erhöhung der Transportkapazitäten bereits gesichert zu haben.

Öl einzukaufen hält El Obeid nicht für problematisch, der Markt sei „sehr beweglich“, erklärt der Vorsitzende des Bundesverbands Freier Tankstellen der Wirtschaftswoche. Das Probleme sei das Löschen der Ladungen – Herausforderungen liegen also in der Logistik. Dennoch könne es vereinzelt auch Freie Tankstellen geben, die „vorübergehend entweder nicht ausreichend oder nicht rechtzeitig Mineralöl auf dem Markt werden einkaufen können“. Er sieht einige Tankstellenbetreiber dann unter Druck.

Betreffen könnten Preissteigerungen in der Logistikbranche auch die Tankstellen: „Allein die Logistikkosten machen Mineralöle teurer“, so El Obeid. Kraftstoff per Tankwagen könnte ein Preistreiber sein. Seine Prognose: Literpreise von über zwei Euro für Benzin, „vielleicht 2,20 Euro pro Liter“.

Der Bundesverbands Freier Tankstellen erwartet zudem zum 1. Juni einen Ansturm an den Zapfsäulen, denn dann soll der von der Bundesregierung geplante Tankrabatt als Entlastung im Bereich Mobilität zum Tragen kommen. Benzin könnte um rund 30 bis 36 Cent günstiger werden, Diesel um etwa 14 bis 17 Cent. Die Regierung will die Preise für Benzin unter zwei Euro drücken, die von Diesel in den Bereich um zwei Euro.

Ein mögliches Problem: Autofahrer könnten den Weg zur Tankstellen Ende Mai aussetzen, um dann am 1. Juni die Zapfsäulen anzufahren – entsprechend größer müssten die bevorrateten Spritmengen sein. „Der Run auf die Tankstellen wird historisch“, meint El Obeid. Tankstellenketten hätten noch Glück, schwieriger könne die Lage für Kleinunternehmer sein.

Eine Alternative? Vom Auto auf den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Auch dort soll das Entlastungspaket zu Erleichterungen führen. Mit dem angekündigten Neun-Euro-Ticket sollen Reisende drei Monate lang Nahverkehrsmittel nutzen können – deutschlandweit. Allerdings schlagen die Fahrgastverbände längst Alarm: sie fürchten überfüllte Züge vor allem auf touristisch attraktiven Strecken.