Das Seniorenzentrum Velbert befindet sich am Wordenbecker Weg. Foto: Mathias Kehren

Bremen/Velbert. Für einen Großteil der Einrichtungen der insolventen Convivo-Gruppe sind neue Betreiber gefunden. Das teilt die Insolvenzverwaltung mit. Für die Menschen in Velbert ist das doppelt bitter, denn der Standort gehört damit zu den wenigen, bei denen genau das nicht gelungen ist. 


Wie die beiden Insolvenzverwalter der Convivo Unternehmensgruppe Malte Köster aus der Kanzlei „Willmerköster“ und Christoph Morgen aus der Kanzlei „Brinkmann & Partner“ gemeinsam mitteilten, sind mit Stand vom 1. Juni für 68 von insgesamt 77 laufenden Pflege- und Wohneinrichtungen der Pflegeheim-Gruppe Vereinbarungen mit neuen Betreibern zur Übertragung unterzeichnet worden.

Die Übergabe der einzelnen Einrichtungen sei bereits erfolgt oder stehe in den kommenden Wochen an, teilt die Insolvenzverwaltung mit. Man habe mit „Einzel- und Paketlösungen“ die Versorgung und Pflege der alten Menschen, die in den Einrichtungen leben, sichern können.

„Vor dem Hintergrund des hohen Bedarfs an geschulten Pflegekräften in der Branche ist ein Großteil der rund 5.000 Beschäftigten der Convivo-Gruppe im Zuge der Verhandlungen mit neuen Betreibern in neue Arbeitsverhältnisse gewechselt“, hieß es weiter.

Und: Bei vier Einrichtungen steht laut Insolvenzverwaltung eine Einigung in den laufenden Verhandlungen noch aus.

„Für fünf Einrichtungen haben sich keine Perspektiven für einen Fortbetrieb gefunden, diese Einrichtungen mussten geschlossen werden“, so die Insolvenzverwaltung.

Zu diesen Einrichtungen gehört das Seniorenzentrum Velbert am Wordenbecker Weg. Für den Standort war der Deal kurzfristig geplatzt – Käufer und Vermieter konnten sich nicht einigen, wie die Insolvenzverwaltung Ende Mai mitteilte. Der Ärger und die Empörung waren groß. Auch letzte Hoffnungen auf eine Rettung durch die kommunale Hand wird es nicht geben – das Ergebnis aus einer kurzfristig anberaumten Sitzung zweier Ausschüsse in Velbert: Der Betrieb des Seniorenzentrums kann über den 15. Juni hinaus nicht aufrechterhalten werden.

Die Bewohnerinnen und Bewohner habe man „nach Kräften beim Umzug in andere regionale Einrichtungen“ unterstützt, so die beiden Insolvenzverwalter.

In der Redaktion und in den Sozialen Medien liefen zahlreiche Reaktionen auf. Eine Super-Tipp-Leserin gibt an, sie habe sich im Jahr 2021 im Heim am Wordenbecker Weg beworben, nach einem Gespräch und einem Rundgang durch die Einrichtung jedoch „dankend abgewunken“. Arrogant und unprofessionell sei man ihr begegnet, hätte Pflegemitarbeiter vor ihren Augen „in unverschämter Weise gemaßregelt“.

Convivo-Gründer meldet Insolvenz an

Die Insolvenzverwaltung teilt zu den Ergebnissen mit: „Im Einzelnen wurden in den Verfahren bei der Convivo Holding GmbH und der Convivo Life GmbH, die von Malte Köster und seinem Team bearbeitet werden, für 47 von 54 laufenden Pflegeeinrichtungen zu Beginn der Verfahren verbindliche Einigungen mit neuen Betreibern erzielt. Bei vier Einrichtungen laufen noch Verhandlungen, drei Einrichtungen mussten geschlossen werden. In den Verfahren bei der Convivo Parks GmbH, die von Christoph Morgen und seinem Team bearbeitet werden, sind für 21 von 23 laufenden Einrichtungen zu Beginn der Verfahren verbindliche Einigungen mit neuen Betreibern erzielt. Zwei Einrichtungen mussten geschlossen werden.“

Malte Köster und Christoph Morgen erklärten: „Rund vier Monate nach den Anträgen auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens sind für 68 von 77 Einrichtungen der Convivo-Gruppe trotz schwieriger Rahmenbedingungen und vieler Widerstände neue Betreiber gefunden. Für die Seniorinnen und Senioren und für ihre Angehörigen endet damit hoffentlich eine unruhige und oft auch belastende Zeit. Wir bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Einrichtungen, bei allen Beteiligten, insbesondere in den Kommunen, und bei unseren Teams für den hohen persönlichen Einsatz und das konstruktive Zusammenwirken. Gleichzeitig sind unsere Gedanken bei allen, die in Einrichtungen gelebt haben, die trotz aller Bemühungen geschlossen werden mussten, und wir unterstützen im Rahmen unserer Möglichkeiten beim Umzug in ein neues Zuhause. Vor dem Hintergrund des aktuellen Branchenumfelds ist das gemeinsam Erreichte ein Sanierungserfolg. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die strukturelle Situation in der Pflegebranche nach wie vor äußert schwierig ist und auch weiter schwierig bleiben wird. Am Beispiel Convivo ist deutlich geworden, dass die Zukunft des gesamten Pflegesystems gesellschaftlich neu durchdacht werden muss. Bei Convivo hat sich gezeigt, wo die Schwächen liegen, aber auch wie mögliche Lösungsansätze aussehen können.“

Wie weiter mitgeteilt wurde, hat das zuständige Amtsgericht Verden im Mai 2023 die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen des Convivo-Gründers Torsten Gehle angeordnet. In diesem Zusammenhang wurde Rechtsanwalt Hans-Joachim Berner zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.